Ernährung bei Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 12/2021

Auch Eiweiße und Fette lassen den Blutzucker in die Höhe schnellen

Bei einer kleinen Gruppe von Typ-1-Diabetikern untersuchten Forscher den Effekt von Mahlzeiten mit fixer Kohlenhydratmenge, jedoch variierendem Gehalt an Fett, Protein und Alkohol auf die postprandiale Glukosereaktion.
Fazit
Die Autoren raten, Diabetesfachkräfte und Patienten über die Komplexität der postprandialen Glukosereaktion in Abhängigkeit vom Kohlenhydrat- Eiweiß-Verhältnis und das erhöhte Risiko einer Hypoglykämie nach eiweißarmen Mahlzeiten aufzuklären. Zudem sollten sie zur alkoholinduzierten Insulinresistenz und der potenziellen Gefahr einer metabolischen Azidose informiert werden, besonders bei einem schlecht eingestellten Diabetes.
Der Kohlenhydratgehalt der Mahlzeiten bildet bei Patienten mit Typ-1-Diabetes (T1DM) die Basis für die Berechnung der prandialen Insulin-Dosen. Es gibt jedoch Hinweise, dass auch die Makronährstoff- Zusammensetzung der Mahlzeiten die postprandiale Glukosekontrolle beeinflusst und damit zur glykämischen Variabilität beiträgt. Außerdem wird die Wirkung von Alkohol auf die postprandiale Phase kaum berücksichtigt – und das trotz der hohen Prävalenz des Alkoholkonsums bei T1DM-Patienten.
In einer randomisierten, einfachblinden Studie an zwölf Typ-1-Diabetikern unter intensiver Insulintherapie wurde deshalb der Einfluss der Zusammensetzung der Mahlzeit auf die postprandiale glykämische Kontrolle untersucht. Alle Probanden erhielten an drei verschiedenen Tagen eine Mahlzeit mit identischem Kohlenhydrat-Gehalt (70 g), jedoch unterschiedlichem Protein-, Fett-, und Alkoholgehalt: Die erste Mahlzeit war fett- und proteinarm („Active Comparator“), die zweite fett- und proteinreich („Intervention“). Zu beiden Mahlzeiten wurde ein alkoholfreies Getränk gereicht. Die dritte Mahlzeit war ebenfalls fettund proteinreich, diesmal aber mit einem alkoholischen Getränk (0,7 g/kg).
Vor jeder Mahlzeit wurde der Blutzucker der Studienteilnehmer auf ungefähr 90 mg/dl eingestellt. Im Anschluss an die Mahlzeit wurden postprandial sechs Stunden lang alle fünf bis 30 Minuten die Plasmaglukose-, Hormon- und Metabolitenkonzentration bestimmt. Nach den Mahlzeiten mit höherem Fettund Proteingehalt war der postprandiale Glukosewert signifikant höher als nach der fett- und proteinarmen Mahlzeit. Außerdem war die fett- und proteinreiche Mahlzeit im Vergleich zur Mahlzeit mit niedrigem Protein- und Fettgehalt mit einer kürzeren Hypoglykämiezeit verbunden. Dies dürfte – zumindest teilweise – auf die höhere Glukagonkonzentration im gleichen Zeitraum zurückzuführen sein, meinen die Autoren.
Alkohol erhöhte den Laktatwert signifikant. Gleichzeitig senkte Alkohol den pH-Wert und die Konzentration des Wachstumshormons (GH). Die freien Fettsäuren während der späten postprandialen Phase wurden durch den Alkohol reduziert – ohne signifikante Veränderungen des Glukosewerts. Somit hat Alkohol, in Verbindung mit einer gemischten Mahlzeit, postprandial zwar relevante metabolische Effekte, jedoch ohne Erhöhung des Hypoglykämierisikos. Die Daten dieser spanischen Studie legen nahe, dass die Zugabe von Proteinen und Fetten zu Kohlenhydraten den späten postprandialen Blutzucker erhöht. GS
Quelle: Garcia A et al.: Effect of meal composition and alcohol consumption on postprandial glucose concentration in subjects with type 1 diabetes: a randomized crossover trial. BMJ Open Diab Res Care 2021; 9: e002399

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x