Spontan-Pneumothorax

Praxis-Depesche 6/2020

Auf Thoraxdrainage verzichten?

Bei etwa einem Drittel aller Patienten mit Pneumothorax findet sich keine Ursache. Die Therapie besteht in der Regel aus der Anlage einer Thoraxdrainage. Dieser Eingriff kann schmerzhaft sein und Komplikationen verursachen. Geht es auch schonender, nämlich konservativ?
Das Studien-Setup war open-label, multizentrisch und auf den Nachweis der Nicht-Unterlegenheit des konservativen Vorgehens ausgelegt. Man schloss 154 Patienten mit primärem Spontanpneumothorax in die Interventionsgruppe ein (Anlage einer Thoraxdrainage), 162 wurden konservativ behandelt. Alle Patienten erhielten eine Analgesie bei Bedarf und O2. In der konservativ behandelten Gruppe wurden die Patienten mindestens vier Stunden überwacht, ehe ein Kontrollröntgenbild angefertigt wurde und die Patienten dann ggf. entlassen wurden. Wenn notwendig erhielten sie natürlich auch eine Thoraxdrainage (instabiler Kreislauf, etc.).
Als Ziel galt die völlige Lungenwiederausdehnung nach acht Wochen. Unter konservativer Therapie erreichten 94,4 % der Patienten eine vollständige Lungenausdehnung. In der Thoraxdrainage-Gruppe waren es 98,5 %; somit war die Nichtunterlegenheit nachgewiesen. Allerdings fielen einige Patienten aus dem Followup heraus, was die Daten insgesamt etwas weniger robust machte. Dennoch hatte das konservative Vorgehen weitere Vorteile: Das Risiko schwerer Nebenwirkungen und von Pneumothorax-Rezidiven war geringer (3,7 vs. 12,3 % und 8,8 vs. 16,8 %).
Mit moderater Evidenz kann demnach angenommen werden, dass das konservative Vorgehen keine schlechteren Ergebnisse als die Anlage einer Thoraxdrainage liefert. CB
Quelle: Brown SGA et al.: Conservative versus interventional treatment for spontaneous pneumothorax. N Engl J Med 2020; 382: 405-15
ICD-Codes: J93.9

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