Die Studienautor:innen matchten im Propensity-Score-Verfahren Registerdaten von 486.149 Erwachsenen, die in den Jahren 2020 oder 2021 eine SARS-CoV-2-Infektion ohne Hospitalisierung durchgemacht hatten, mit den Daten von rund 1,9 Millionen Personen ohne SARS-CoV-2-Infektion in der Vorgeschichte. Die Auswertung der Datensätze beinhaltete die Abfrage von 115 Einzelsymptomen und der 33 Symptome, die nach vorläufiger WHO-Definition die Diagnose „post COVID“ konstituieren können.
Hohe Vielfalt an Symptomen und Risikofaktoren
Zum Zeitpunkt der Symptomabfrage, zwölf Wochen nach Bestätigung der SARS-CoV-2-Infektion, zeigte sich für 62 Symptome eine signifikante Assoziation mit der zurückliegenden Infektion. Besonders häufig im Vergleich zur Kontrollgruppe traten die Symptome Anosmie (adjustierte Hazard Ratio, aHR 6,49), Haarausfall (aHR 3,99), Niesen (aHR 2,77), erschwerte Ejakulation (aHR 2,62) und reduzierte Libido (aHR 2,36) auf.
In der Kohorte der Personen mit zurückliegender SARS-CoV-2- Infektion erhöhten folgende Faktoren die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Long-COVID:
• weibliches Geschlecht
• Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit
• sozioökonomische Benachteiligung
• Rauchen
• Adipositas
• ein breites Spektrum an Komorbiditäten, z. B. COPD, BPH, Fibromyalgie, Angst, erektile Dysfunktion, Depression, Migräne, Multiple Sklerose, Zöliakie oder Lernschwäche.
Zudem nahm das Long-COVID-Risiko mit zunehmendem Alter ab. In diesem Punkt kommt die Studie zu einem anderen Ergebnis als frühere Arbeiten zu dem Thema. Das könne, so die Autor:innen, möglicherweise daran liegen, dass bei älteren SARS-CoV- 2-Infizierten die Schwelle zur Krankenhauseinweisung niedriger liegt als bei Jüngeren, u. a. wegen der höheren Komorbidität. Das könnte zu einer Verzerrung (Selektionsbias) in der Zusammensetzung der Studienpopulation zugunsten „gesünderer“ älterer Infizierter geführt haben. TH