Die angewandte Osteologie, also die Vernetzung theoretischer Erkenntnisse mit der Klinik, stand im Zentrum des diesjährigen Osteologie-Kongresses. Viele neue Konzepte könnten bald Einzug in die konkrete Behandlung von Patienten finden.
Säure-Basen-Haushalt häufig unterschätzt
Die Anpassung des Genpools einer Spezies an veränderte Lebensumstände erfolgt mit einer evolutionsbedingten Verzögerung. Deshalb entspricht die enzymatische Ausstattung des modernen Menschen den Anforderungen der Steinzeit. Damals ernährte man sich von Blättern, Nüssen, Früchten und manchmal Wild. Bis heute hat sich der menschliche Organismus nicht vollständig auf das neuzeitliche Nahrungsangebot aus Getreide, Nutztieren und Milch eingestellt.
Die Zufuhr von Säuren über unsere Nahrung führt zu einem Protonenüberschuss von etwa 50 bis 100 mmol pro Tag. Diäten und hohe körperliche Belastung erhöhen den Säureüberschuss weiter. Die Pufferkapazität des Blutes und die renale Exkretion halten den pH-Wert normalerweise konstant. Mit zunehmendem Alter nimmt die glomeruläre Filtrationsrate aber kontinuierlich ab, was zu einer chronischen latenten Azidose führt. Folglich müssen Mineralstoffe aus dem Knochen freigesetzt werden, um das übersäuerte Blut zu puffern: das trägt zur Osteoporose im Alter bei.
Studien konnten zeigen, dass der Kalziumwert im Urin mit dem Proteingehalt der Nahrung und dass Knochendichte mit der alimentären Säurelast korreliert. Die Basensubstitution hat einen positiven Effekt auf den Knochenstoffwechsel: Jehle et al. (2006) wiesen dies an postmenopausalen Frauen mit Osteoporose nach. 161 erhielten täglich oral zusätzlich zur normalen Kost entweder Kaliumchlorid (pH-neutral) oder Kaliumzitrat (basisch). Die Gruppe mit der neutralen Supplementation verlor ca. 1% Knochendichte pro Jahr; die basisch angereicherte Diät führte hingegen zu einer signifikanten Zunahme um 1,9%.
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