Leistungssport

Praxis-Depesche 9/2017

Beeinträchtigt Training den Fetus?

Eine Expertengruppe der IOC Medical Commission suchte in der verfügbaren Literatur nach Evidenzen dafür, ob intensives Training bei schwangeren Freizeit- und Hochleistungssportlerinnen das Risiko fetaler und maternaler Komplikationen erhöht.

Geringe bis mäßige Evidenz fanden die Autoren dafür, dass intensive Trainingseinheiten und Gewichtheben das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen. Dies gilt offensichtlich vor allem während der Implantationsphase. Ein moderates Training bei Freizeitsportlerinnen scheint das Abortrisiko dagegen insgesamt eher zu senken. Auch das Risiko für ein „large for gestational age“- oder „small for gestational age“-Baby war bei ihnen geringer. Regelmäßiges Training mit hoher Intensität verringerte das Geburtsgewicht des Kindes im Vergleich zu inaktiven Müttern um etwa 200 Gramm. Das Risiko eines Geburtsgewichts unter 2500 Gramm stieg jedoch nicht. Auf Frühgeburtsrisiko und Apgar-Wert wirkte sich das Training mit mäßiger Evidenz nicht negativ aus.
Theoretisch wäre denkbar, dass regelmäßiger Sport den Tonus der Beckenbodenmuskulatur erhöht, was zu Geburtskomplikationen führen könnte. Zumindest bei Freizeitathletinnen trifft dies mit einiger Sicherheit nicht zu: Weder stiegen in Studien die Raten von Weheninduktionen, Episiotomien oder Epiduralanästhesien durch das Training, noch waren die Eröffnungs- oder die Austreibungsphase verlängert. Die Wahrscheinlichkeit einer Sectio schien sogar zu sinken. Zur Häufigkeit von Verletzungen des M. levator ani und Dammrissen 3. und 4. Grades fanden sich nur wenige und uneinheitliche Daten. CW
Quelle:

Bø K et al.: Exercise and pregnancy in recreational and elite athletes: 2016 evidence summary from the IOC expert group meeting, Lausanne. Part 2 – the effect of exercise on the fetus, labour and birth. Br J Sports Med 2016; 50: 1297-1305

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