Die Patientin war seit 23 Jahren Diabetikerin und litt seit fünf Monaten an Abszessen an den Oberschenkeln und dem Bauch. Die Befragung ergab, dass sie sich dreimal täglich mit jeweils derselben Pen-Kanüle Insulin spritzte. Ihr Diabetes war extrem schlecht eingestellt (HbA1C-Wert 14%). Sie hatte aber kein Fieber und fühlte sich gut. Aus dem Abszess am Oberschenkel entnommener Eiter schien zunächst steril zu sein. Erst nach sechswöchiger Kultur bei 30 °C wurde Mycobacterium chelonae isoliert, ein schnell wachsendes atyptisches Mycobacterium, das häufig vorkommt, aber immunkompetente Menschen selten infiziert. Die Frau erhielt 500 mg/die Clarithromycin und 250 mg Ciprofloxacin. Die Abszesse bildeten sich in den folgenden Monaten zurück. Danach wurde die Therapie weitere sechs Monate durchgeführt. Bis heute sind keine neuen Läsionen aufgetreten.
Abszesse an Insulin-Injektionsstellen
Praxis-Depesche 3/2004
Bei abwehrschwachen Patienten auch an atypische Mykobakterien denken
Die meisten Abszesse an Insulin-Injektionsstellen sind auf Infektionen mit Staphylococcus aureus zurückzuführen. Der Fall einer 43-jährigen Frau zeigt aber, dass auch atypische Mykobakterien Auslöser sein können.
Quelle: Finucane, K: Insulin injection abescesses caused by mycobacterium chelonae, Zeitschrift: DIABETES CARE, Ausgabe 26 (2003), Seiten: 2483-2484