Schilddrüsenhormon-Substitution

Praxis-Depesche 21/2001

Bei Verschlechterung der Symptome an Morbus Addison denken!

Aus Newcastle wird über zwei Fälle beschrichtet, bei denen sich hinter einer vermuteten Hypothyreose ein Morbus Addison verbarg - diagnostiziert wurde die potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, nachdem es unter Schilddrüsenhormon-Substitution zu einer Verschlechterung der Symptomatik gekommen war.

Bei einer 26-jährigen Patientin, die sich mit Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen vorstellte, wurde eine Hypothyreose diagnostiziert. Sie erhielt 25 mg L-Thyroxin täglich, worauf sich die Symptome prompt verschlechterten. Man stellte Hypotonie, Hyponatriämie und Hyperkaliämie sowie ein nicht nachweisbares basales Serumkortisol fest. Auch nach Stimulation kam es zu keinem adäquaten Anstieg des Kortisols. Der ACTH-Spiegel war erhöht. Der Zustand der Patientin besserte sich sofort nach Substitution von Glukokortikoiden und Mineralokortikoiden. Eine zweite Patientin im Alter von 51 Jahren klagte über Obstipation, Gewichtszunahme und Frieren. Eine Hypothyreose wurde diagnostiziert, L-Thyroxin substituiert. Der Zustand der Patientin verschlechterte sich rasch, weitere Untersuchungen ergaben hohe Kalium- und niedrige Natriumwerte im Serum, der Synacthen-Test war pathologisch, nach Stimulation kam es zu keinem adäquaten Anstieg des Serumkortisols. ACTH und Renin waren erhöht. Auch diese Patientin erholte sich rasch unter Substitution von Gluko- und Mineralokortikoiden. Da 25% aller Patienten mit Morbus Addison eine Hypothyreose haben, sollte vor allem bei Patienten, deren Zustand sich unter Schilddrüsenhormon-Substitution verschlechtert, nach einer Nebennierenrindeninsuffizienz gefahndet werden. Oft geben vermehrte Hautpigmentation, Hypotonie, Gewichtsverlust und Hyperkaliämie einen ersten Hinweis. Die rechtzeitige Diagnose und Therapie des Addison ist wichtig, um eine lebensbedrohliche Addison-Krise zu vermeiden. (MO)

Quelle: Murray, JS: Deterioration of symptoms after start of thyroid hormone replacement, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 323 (2001), Seiten: 332-333

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