2022 American Academy of Dermatology Annual Meeting

Praxis-Depesche 9/2022

Bekannte Wirkstoffe für neue Indikationen

Auf der Suche nach neuen Therapieoptionen für die seltenen Indikationen Dermatomyositis und Prurigo nodularis rücken Dupilumab und Apremilast in den Fokus der Forschung. Besonders Dupilumab zeigte in Phase 3 vielversprechende Ergebnisse.
Der Phosphodiesterase-4 (PDE-4)-Inhibitor Apremilast wurde in einer offenen Phase-2a-Studie bei rezidivierender kutaner Dermatomyositis an acht erwachsenen Patient:innen untersucht. Zu den Einschlusskriterien gehörten ein Cutaneous Disease Activity Area and Severity Index (CDASI) ≥ 5 bei stabiler Therapie über einen Monat sowie eine geeignete Krebsvorsorge. „Alle Studienteilnehmer:innen waren stark vorbehandelt“, betonte daher Prof. Carole Bitar, aus New Orleans, USA. Die Stu dienteilnehmer:innen erhielten sechs Monate lang zweimal täglich 30 mg Apremilast zusätzlich zu ihrer bisherigen Therapie mit Steroiden und/oder steroidsparenden Medikamenten. Neben dem Überwachen verschiedener Parameter wie CDASI und Lebensqualität über einen Zeitraum von insgesamt sieben Monaten wurden zu Studienbeginn und nach drei Monaten Hautbiopsien für genetische und immunhistochemische Untersuchungen entnommen.
 
Dermatomyositis: Gute Ergebnisse mit Apremilast
Bitar erklärte, dass im Laufe der Behandlung ein kontinuierlicher Rückgang des CDASI-Score beobachtet wurde. Nach zwölfwöchiger Behandlung lag die allgemeine Ansprechrate bei 87,5 % mit einem signifikanten Rückgang des CDASI um 12,9 Punkte (p < 0,05). „Die Therapie führte auch zu einer relevanten Verbes serung der Lebensqualität“, betonte Bitar. In punkto Sicherheit wurden nur Nebenwirkungen ersten und zweiten Grades beob achtet. Am häufigsten waren Kopfschmerzen (87,5 %), Übelkeit (62,5 %) und Durchfall (50 %).
Um zur Wirkweise von Apremilast weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wurde eine RNA-Sequenzierung durchgeführt und die ≥ 2-fachen Transkriptomveränderungen betrachtet. Von 195 betroffene Genen wurden unter Apremilast 123 herunter- und 72 hochreguliert. Eine Gene- Set- Enrichment-Analyse ermittelte schließlich 13 Signalwege, die durch die Apremilasttherapie herunterreguliert wurden. Dazu gehörten IL-6, IL-12, IL-23 sowie STAT 1 und STAT 3. Die Hemmung der JAK/STAT-Signalübertragung konnte durch die immunhistochemische Untersuchung bestätigt werden. Zusammenfassend bewertete Bitar die Zusatzbehandlung mit Apremilast als wirksam und gut verträglich.
 
Prurigo nodularis: Endlich Schluss mit Juckreiz?
Bisher gibt es keine Wirkstoffe, die von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) oder der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Therapie der Prurigo nodularis (PN) zugelassen sind. Daher galt der Phase-3-Studie LIBERTY- PN PRIME 2 großes Interesse. Die Studie untersuchte die Wirksamkeit einer dualen Rezeptorblockade mit dem IL-4/-13-Inhibitor Dupilumab bei PN. 160 Erwachsene mit ausgeprägter PN wurden randomisiert und entweder mit Dupilumab in einer Initialdosis von 600 mg, gefolgt von einer zweiwöchentlichen Gabe von 300 mg bis Woche 24, oder einem Placebo therapiert. Im Anschluss wurde ein Follow-up über zwölf Wochen durchgeführt. Die vorherige Therapie der Proband:innen mit topischen Kortikosteroiden war erfolglos gewesen. Alle Patient:innen berichteten in der Woche vor Studienbeginn starken Pruritus mit Score-Werten von mindestens 7 für den schlimmsten Juckreiz auf einer numerischen Bewertungsskala (WI-NRS). 38 % der Teilnehmenden hatten mehr als 100 PN-Läsionen, und 38,4 % wurden einem Investigator‘s Global Assessment (IGA) PN-Stadium von 4 zugeordnet.
Die Ergebnisse ergaben signifikante Unterschiede zwischen den Studiengruppen. In Woche 12 wurde der primäre Endpunkt (Verringerung des WI-NRS-Scores um ≥ 4 Punkte) von 37,2 % in der Verum- und 22 % in der Placebogruppe erreicht (p = 0,0216). Bei den sekundären Endpunkten in Woche 24 stieg diese Rate unter Dupilumab signifikant im Vergleich zu Placebo auf 57,7 % (p < 0,0001), und ein IGA PN-Stadium von 0 oder 1 wurde bei 44,9 % der Dupilumab- Behandelten gegenüber 15,9 % der Placebo-Behandelten beobachtet (p < 0,0001).
„Erwartungsgemäß stimmte das Sicherheitsprofil von Dupilumab mit dem bekannten Sicherheitsprofil der bereits zugelassenen Indikationen überein“, führte Prof. Gil Yosipovitch, Miami, USA, aus. Bei 51,2 % der Patient:innen unter Placebo und 57,1 % derjenigen in der Dupilumab-Gruppe traten therapiebedingte Nebenwirkungen auf. Schwerwiegende uner- wünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet.
„Ich habe mein ganzes Leben lang auf Medikamente gewartet, die speziell den Juckreiz behandeln – ich denke, dieses Ergebnis eröffnet unseren Patient:innen viele neue Möglichkeiten“, kommentierte Yosipovitch die positiven Ergebnisse.
ICD-Codes: L28.1

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