Die in Deutschland weiterhin sehr häufigen Schilddrüsenknoten stellen Prof. Michael Kreißl, Magdeburg, zufolge aufgrund der variablen Krankheitsbilder eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Zum Anstieg der Prävalenz von Schilddrüsenknoten hat dabei die Zunahme und stetige Verbesserung bildgebender Verfahren beigetragen. Gleichzeitig werden häufiger sogenannte „low-risk“-Karzinome diagnostiziert. Um Schäden durch unangemessenen Ultraschallgebrauch zu minimieren, forderte Prof. Jörg Bojunga, Frankfurt, dass Instrumente zur Risikostratifizierung, die die Charakterisierung von Knoten verbessern, mehr Beachtung finden sollten. Er präsentierte dazu Daten aus Korea und den USA: Aufgrund der vermehrt diagnostizierten papillären Mikrokarzinome kam zu einem Anstieg von Schilddrüsenoperationen und entsprechend häufiger zu operativen Komplikationen. Dazu gehören vor allem der postoperative Hypoparathyreoidismus und Rekurrensparesen. Gleichzeitig blieb die Mortalität bei Schilddrüsenmalignomen unverändert – nach Ansicht von Bojunga eine typische Konstellation für eine Überdiagnostik.
Auch die DGE (Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie) hat dieses Problem erkannt und empfiehlt deshalb heute keinen routinemäßigen Ultraschall der Schilddrüse bei asymptomatischen älteren Menschen mehr. Da die Sonographie in der Praxis trotzdem weiterhin häufiger zum Einsatz kommt, als sie im strengeren Sinne indiziert wäre, sollten Bojunga zufolge sonographische Klassifikationssysteme wie TIRADS eingesetzt werden. Diese führten zu mehr korrekten Diagnosen, ohne dass maligne Befunde übersehen werden. Dr. Christian Vorländer, Frankfurt, berichtete, dass in Deutschland die Anzahl an Schilddrüsen-Operationen in den vergangenen Jahren um ca. 30 % zurückgegangen ist. Sollte eine OP indiziert sein, empfahl er, diese an einem zertifizierten Zentrum durchführen zu lassen. Die Zentren sind zu finden unter www.dgav.de.