Antianginöse Therapie

Praxis-Depesche

Besonders in der Pandemie: Patientenversorgung mit Akutnitraten sicherstellen!

Die Studie ISCHEMIA konnte zeigen, dass eine Revaskularisation bei stabilen KHK-Patienten keinen prognostischen Vorteil gegenüber der medikamentös-konservativen Therapie bringt. Zudem lässt sich auch durch eine invasive Strategie oft keine komplette Symptomfreiheit erreichen. Diese Studienergebnisse sowie das infolge der Pandemie überlastete Gesundheitssystem unterstreichen den Wert der medikamentösen Behandlung. Dabei besteht allerdings noch viel Aufklärungsbedarf – bei Patient und Arzt.

Viele Patienten sind der Ansicht, dass eine interventionelle Behandlung per Stent oder Bypass-OP völlige Beschwerdefreiheit garantiert. Allerdings kommt es bei etwa der Hälfte der Betroffenen nach dem Eingriff abermals zu anginösen Beschwerden. „Da Koronarinterventionen das Fortschreiten der Grunderkrankung nicht verhindern, wird irgendwann ein Punkt erreicht, an dem der Patient mit seiner stabilen Angina pectoris leben muss“, erklärte Prof. Bernhard R. Winkelmann im Rahmen eines von Pohl-Boskamp organisierten Thesendiskurses zur Therapie der Angina pectoris. Laut dem Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie aus Frankfurt muss auch bei einem Ischämienachweis nicht in allen Fällen eine Koronarintervention durchgeführt werden, da die Prognose hierdurch nicht zwangsläufig beeinflusst wird. So ergab unter anderem die ISCHEMIA-Studie, dass eine frühe perkutane Koronarintervention (PCI) mit einer optimalen medikamentösen Therapie die Prognose bei Patienten mit chronischem Koronarsyndrom gegenüber der rein medikamentösen Behandlung nicht verbessert. Einschränkend fügte Winkelmann hinzu: „Einzig Patienten mit einem hohen Risiko für einen plötzlichen Herztod, also beispielsweise mit Hauptstammstenose oder einem großen Ischämieareal, müssen primär invasiv behandelt werden.“

Auch in Anbetracht der Pandemie-bedingt niedrigen Klinikkapazitäten sowie der Angst der Patienten vor einer Ansteckung im Krankenhaus, sei die konservative Therapie bei Angina pectoris wieder mehr in den Vordergrund gerückt, so die Erfahrung der Allgemeinärztin Dr. Petra Sandow aus Berlin. Schnellwirksame Nitrate zählen entsprechend den Leitlinien zu den Basistherapeutika in der medikamentösen Behandlung der Angina pectoris bei KHK-Patienten (z. B. Nitrolingual akut® Spray). Diese seien nicht nur zur Kupierung von Anfällen und zur Vorbeugung bei körperlicher Belastung sinnvoll, sondern könnten darüber hinaus die Corona-bedingt längeren Wartezeiten bis zur diagnostischen Abklärung oder bis zum invasiven Eingriff überbrücken. „Trotzdem wird vielen Patienten, die von einem Akutnitrat profitieren könnten, keines verordnet“, kritisierte Sandow. „Hier gibt es noch Optimierungsbedarf in der Abstimmung zwischen behandelnden Hausärzten und Kardiologen.“

Prof. Gert Richardt, Chefarzt am Herz- und Gefäßzentrum in Bad Segeberg, sieht ebenfalls Nachholbedarf in der Patientenversorgung mit Akutnitraten: „Viele Patienten werden nicht mit dem nötigen Nachdruck und der nötigen Klarheit auf diese Therapiemöglichkeit aufmerksam gemacht.“ Er verweist dabei auch auf den diagnostischen Vorteil der Anwendung von Glycerintrinitrat: „Kann ein Patient sicher bestätigen, dass die Thoraxschmerzen auf Nitrospray verschwinden, kann man davon ausgehen, dass es sich um Angina pectoris handelt.“ Eine weitere Indikation der symptomatischen Therapie mit Glycerintrinitrat sei eine mikrovaskuläre bzw. vasospastische Angina pectoris bei Patienten mit nicht-obstruktiver KHK.

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