STEMI

Praxis-Depesche 1-2/2018

Besser komplett revaskularisieren?

Ob bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI) nicht nur das Infarkt-verursachende Zielgefäß, sondern auch alle anderen Koronarstenosen bei der PCI behandelt werden sollten, ist unklar. Jetzt lieferte die Compare-Acute-Studie eine klare Antwort.

Kommentar

Interessanter Nebenbefund der Studie: Etwa die Hälfte aller „non-culprit“-Koronarläsionen, die in der Angiographie als signifikant bewertet wurden, waren es nach FFR nicht (FFR>0,80). Da die komplette Revaskularisation aber ohnehin so deutliche Vorteile aufwies, spielt diese Diskrepanz beim klinischen Vorgehen wohl kaum eine Rolle.

Redaktion Praxis-Depesche

885 STEMI-Patienten mit Mehrgefäß-KHK wurden nach Durchführung einer primären PCI mit Stenosedilatation und Stentimplantation (meist Everolimus-Stent) in der Zielkoronarie randomisiert: Entweder erhielten sie zusätzlich eine Revaskularisation aller weiteren relevanten Stenosen (bestimmt anhand der fraktionellen Flussreserve FFR ≤0,80), oder nur eine FFR-Messung ohne Dilatation weiterer Gefäße. Der primäre zusammengesetzte Endpunkt war definert als „Tod jeglicher Ursache, nichttödlicher Myokardinfarkt, Revaskularisation oder zerebrovaskuläres Ereignis innerhalb von zwölf Monaten nach primärer PCI“. Dieser primäre Endpunkt trat bei 8 von 100 Patienten in der komplett revaskularisierten Gruppe und bei 21/100 in der nicht komplett behandelten Gruppe auf. Die komplette Revaskularisation senkte das Risiko für den primären Endpunkt um 75%. Das Mortalitätsrisiko sank durch die Behandlung aller relevanter Stenosen um 20%, das für eine erneute PCI um 68%. Es kam zu zwei schweren unerwünschten Ereignissen bei der FFR-Messung, beide in der Gruppe, in der lediglich das Zielgefäß behandelt wurde. Eine FFR-geleitete (≤0,80) komplette Revaskularisation bei Patienten mit STEMI nach primärer PCI der „culprit lesion“ verbessert das Outcome signifikant, überwiegend durch eine Reduzierung der Folge-PCI-Eingriffe. Das ist klinisch höchst relevant, denn etwa 80% aller STEMI-Patienten weisen zusätzliche schwere Stenosen außerhalb der Zielkoronarie auf. CB

Quelle:

Smits PC et al.: Fractional flow reserve-guided multivessel angioplasty in myokardial infarction. N Engl J Med 2017; 376: 1234-44

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