Fehldiagnose Hypertonie

Praxis-Depesche 6/2018

Blutdruck immer zweimal bestimmen!

Da der Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen stark schwanken kann, empfehlen Fachgesellschaften, jede Messung durch eine zweite zu bestätigen und den Mittelwert zu werten. Für die Diagnose einer Hypertonie muss dabei innerhalb eines Quartals bei drei konsekutiven Arztbesuchen stets ein erhöhter Blutdruck gemessen worden sein. Hält man sich nicht daran, drohen zahlreiche Fehldiagnosen.

In Südkalifornien analysierten Forscher die Blutdruckdaten von über 186 000 Kindern und Jugendlichen (Alter drei bis 17 Jahre), bei welchen zwischen 2012 und 2015 im Rahmen eines Hypertonie-Screenings ein erhöhter Blutdruck festgestellt wurde (≥95. Perzentile nach Geschlecht, Alter und Körpergröße).
86,9% der untersuchten Kinder wiesen bei der ersten Messung einen Blutdruck oberhalb der 95. Perzentile auf, 10,4% erreichten Werte oberhalb der 99. Perzentile plus 5 mmHg (Hypertonie-Stadium I bzw. II). Nur bei 18,3 bzw. 50,9% dieser beiden Patientengruppen wurde die erhöhte Blutdruckmessung durch eine zweite abgeglichen. Dabei konnte bei etwa jedem zweiten Kind ein Hypertonie-Stadium I in der zweiten Messung nicht mehr bestätigt werden; bei Auslassen der zweiten Messung wäre also ein falsch-positiver Befund gemacht worden. Von jenen mit Hypertonie-Stadium II gemäß der ersten Messung wären sogar 65% falsch-positiv eingestuft worden. Nach Feststellung eines erhöhten oder stark erhöhten Blutdrucks wurden nur 32,2 bzw. 11,8% der Kinder für einen der zwei weiteren empfohlenen Kontrolltermine vorstellig. Von denjenigen, die zu den Folgeuntersuchungen kamen, erhielten nur 2,3 bzw. 11,3% die endgültige Diagnose einer Hypertonie im Stadium I bzw. II.
Insgesamt wies also etwa jedes vierte Kind mindestens einen auffällig erhöhten Blutdruckwert auf. Etwa jede zweite Messung war allerdings ein falsch-positives Ergebnis. OH
Quelle:

Koebnick C et al.: Failure to confirm high blood pressures in pediatric care – quantifying the risks of misclassification. J Clin Hypertens 2018; 20: 174-82

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