Sollte man nicht, fand S. Siegel und hielt ein Plädoyer für die SNM. Die SNM ist ein „restoratives“ Verfahren und führt dazu, dass eine normale Funktion zurückkehrt, nämlich auch die Kommunikation zwischen Hirn und Blase. Botox hingegen reduziert eigentlich physiologische Funktionen. Welche kumulativen Langzeit-Effekte Botox hat, ist unklar. SNM hingegen wirkt auch positiv auf Stuhlinkontinenz, Dranginkontinenz und Obstipation – Symptome, die die Patienten manchmal mehr belasten als die OAB. Für Botox wird angegeben, dass 6,5% der Patienten sich nach der Injektion in den Detrusor selbst intermittierend katheterisieren müssen. In einer eigenen Studie waren es 25%.
D. A. Ginsberg hielt dagegen. Leitlinien der US-Urologen empfehlen Botox als Standard und nennen die SNM „nur“ als Empfehlung, weil die Datenlage für Botox valider ist. In der ROSETTA-Studie zum Beispiel wurde die SNM mit Botox (200 Einheiten, was über der zugelassenen Dosis lag) bei Dranginkontinenz verglichen: Botox reduzierte Inkontinenzepisoden signifikant besser (-3,9 vs. -3,3). Für die SNM gibt es hingegen gar keine randomisierten Langzeitstudien. Außerdem ist die Botox-Injektion einfacherer durchzuführen (und daher in der Praxis auch ohne Durchleuchtung, die man bei der SNM gelegentlich benötigt, machbar). Nicht zuletzt entscheidet auch der Patientenwille: Hier wurde in einer Studie gezeigt, dass 74% nach ausführlicher Aufklärung Botox bevorzugen würden (vor allem wegen des schnellen Wirkungseintritts). Aber die eigentliche Frage sei, so Ginsberg, weshalb so vielen OAB-Patienten keine der drei verfügbaren Therapien angeboten würde (SNM, Botox oder N.-tibialis- Stimulation). CB