Covid Virus

COVID-19

Praxis-Depesche 6/2021

Bronchiektasen begünstigen schwere Verläufe

Personen mit Bronchiektasen sind während einer COVID-19-Erkrankung häufiger auf zusätzlichen Sauerstoff angewiesen und versterben öfter, berichtete ein koreanisches Forschungsteam. Bei der Interpretation der zugrunde liegenden Studiendaten ist allerdings Vorsicht geboten.
Ob sich Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD häufiger mit SARS-CoV-2 infizieren, ist noch nicht abschließend geklärt. Jedoch gibt es kaum noch Zweifel daran, dass bei diesen Patient:innen das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 erhöht ist. Von der Forschung bislang nicht addressiert wurde dagegen die Frage, wie es um die Ansteckungsgefahr und den Krankheitsverlauf bei Personen mit Bronchiektasen steht. Unter Federführung der koreanischen Hallym Universität in Seoul haben Wissenschaftler:innen deshalb die Krankenversicherungsdaten von 8.070 Personen mit einer COVID-19-Diagnose ausgewertet, darunter 132 mit Bronchiektasen. Als Vergleich diente eine gematchte Kohorte mit 121.050 Personen ohne Coronavirus-Infektion.
Mit 1,6 % war die Rate an Bronchiektasen bei COVID-19-Erkrankten zwar geringfügig, aber statistisch signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit 1,4 %. Die Autor:innen merkten einschränkend an, dass die Bronchiektase-Patient:innen mit COVID-19 insgesamt älter waren als Infizierte ohne Bronchiektasen und öfter pulmonale Begleiterkrankungen aufwiesen, darunter Asthma und COPD. Auch extrapulmonale Komorbiditäten, wie Typ-2-Diabetes oder Hypertonie, waren häufiger.
Der Anteil der Personen mit einem schweren klinischen Verlauf von COVID-19 war in der Bronchiektase-Gruppe ebenfalls höher: Während Coronavirus-Infizierte mit Aussackungen der Atemwege in 30 % der Fälle eine Sauerstofftherapie benötigten (ausgenommen extrakorporale Membranoxygenierung ECMO, mechanische Ventilation und Todesfälle), war diese in der Gruppe ohne Bronchiektasen bei 13 % erforderlich. Zudem mussten Bronchiektase-Patient:innen häufiger an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden (1,5 % vs. 0,3 %) und wiesen eine höhere Sterberate auf (8,3 % vs. 2,8 %).
 
Säulendiagramm  Covid -Bronchiektasen begünstigen schwere Verläufe

Somit scheint nicht nur die SARS-CoV-2-Infektionsrate bei Menschen mit Bronchiektasen höher als in der Allgemeinbevölkerung zu sein, auch die Prognose im Falle einer Erkrankung ist offenbar schlechter. Statistisch wies die Studie jedoch Mängel auf: Eine Regressionsanalyse konnte wegen der insgesamt niedrigen Zahl an Bronchiektase-Patient:innen nicht durchgeführt werden. Auch wurden weder die Ätiologie der Bronchiektasen noch wichtige Störfaktoren wie Raucherstatus, Medikation und Laborparameter berücksichtigt. RG

Quelle: Choi H et al.: Impact of bronchiectasis on susceptibility to and severity of COVID-19: a nationwide cohort study. Ther Adv Respir Dis 2021; 15:1753466621995043
ICD-Codes: U07.1
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