Bei der Genersatztherapie mit Eladocagene exuparvovec handelt es sich um eine rekombinante Gentherapie auf der Basis des Adeno-assoziierten Virus des Serotyps 2 (AAV2), die das menschliche DDC-Gen enthält. Sie korrigiert den zugrunde liegenden Gendefekt, indem ein funktionierendes DDC-Gen direkt in das Putamen eingebracht wird. Dadurch vermehrt sich das AADC-Enzym, und die Dopamin-Produktion wird wiederhergestellt.
Über erste Erfahrungen mit der neuen Genersatztherapie in der Praxis berichtete Prof. Thomas Opladen, Heidelberg, auf einer Veranstaltung von PTC Therapeutics. Er beschrieb den Fall eines drei Monate alten Mädchens mit diagnostiziertem AADC-Mangel. Unter der konservativen Behandlung hielt sie nur intermittierenden Blickkontakt. Ihre Entwicklung war massiv gestört, sodass sie die typischen Meilensteine nicht erreichte. Ferner zeigte der Säugling eine signifikante Muskelhypotonie, wiederholte okulogyre Krisen, signifikante Schlafstörungen sowie Irritabilität und Stimmungsschwankungen. Auch bei ausschließlich PEG-Ernärung, kam es zu keiner Gewichtszunahme.
Die stereotaktische Operation und die intraputaminale Infusion von Eladocagene exuparvovec wurden von dem Kind gut vertragen. Außer postoperativer Hypotension traten keine Komplikationen auf, so Opladen. Zwölf Monate nach der Behandlung waren die Symptome bei der Patientin zurückgegangen: Sie konnte frei sitzen, mit Halt stehen und hatte an Gewicht zugenommen. Die okulogyren Krisen, das Schlafverhalten und die Stimmung hatten sich deutlich gebessert.
Für die Applikation von Eladocagene exuparvovec im Rahmen eines neurochirurgischen Eingriffs am stereotaktischen CT/MRT werden bilateral zwei SmartFlow®-Kanülen MRT-gestützt in das Putamen eingebracht und das Produkt unter schrittweisem Rückzug der Kanülen appliziert, so Prof. Karl Kiening, Heidelberg. Nach Entfernen der Kanüle erfolgt ein intra- oder auch postoperatives MRT, um etwaige Komplikationen wie Blutungen oder Ischämien auszuschließen. Wegen der erwarteten Steigerung der endogenen Dopamin-Produktion kann der Patient oder die Patientin postoperativ über mindestens zwei bis sechs Wochen (transiente) Dyskinesien / Hyperkinesien entwickeln, die ein intensives Monitoring und eine Behandlung erforderlich machen.
Ein dreijähriges Mädchen war die erste Patientin deutschlandweit, die eine Genersatztherapie mit Eladocagene exuparvovec erhalten hatte, und zwar am Universitätsklinikum Heidelberg: Ein halbes Jahr nach dem Eingriff am Gehirn geht es dem Kind gut, und seine motorische Entwicklung hat sich deutlich verbessert. „Diese hoch-präzise Operation im Gehirn setzt große Expertise und technische Ausstattung wie ein intraoperatives MRT voraus. Solche Behandlungen können daher nur in spezialisierten und qualifizierten Therapiezentren durch ein multiprofessionelles Team erfolgen“, erläuterte Kiening.