Pruritus hat vielerlei Ursachen

Praxis-Depesche 7/2013

Chronischer Juckreiz - schlimm wie chronischer Schmerz

Was diagnostisch zu klären ist und was sich gegen Pruritus tun lässt, erörtern ein emeritierter Dermatologieprofessor von der Universität von Massachusetts in Worcester mit einem Kollegen, der an der Wake-Forest University in Winston-Salem lehrt und in 2005 das International Forum for the Study of Itch (IFSI)* gegründet hat.

Chronischer Pruritus** (CP) besteht definitionsgemäß seit mehr als sechs Wochen. Er kann die ganze Haut betreffen oder lokalisiert sein (z. B. auf Kopfhaut begrenzt, oberen Rücken, Arme oder Leistengegend). Er wird mit dem Alter häufiger, betrifft mehr Frauen als Männer und öfter Menschen aus Asien als solche mit weißer Hautfarbe. Der CP geht mit deutlich reduzierter Lebensqualität einher. In einer neueren Studie war er so lähmend wie chronischer Schmerz. Schlafstörungen, affektive Störungen inkl. Angst und Depression sind häufig und können das Jucken verstärken.

Pruritus jeglicher Genese kann zu sekundären Hautveränderungen führen, durch Kratzen, Reiben oder Zupfen. Exkoriation und unspezifische Dermatitis können dermatologische und nicht-dermatologische Pruritus-Ursachen camouflieren. In manchen Fällen bleibt die Ursache unklar.

Komplexe Ätiologie

Die Entstehung der diversen Typen von CP ist komplex. Eine Reihe von Mediatoren ist am Gefühl Juckreiz beteiligt. Sein Signal wird v. a. über selektive C-Fasern vermittelt. Neuronen, auf Histamin ansprechend, und solche, die es nicht tun, können beteiligt sein. Sekundäre Neuronen kreuzen zum kontralateralen Tractus spinothalamicus und steigen zu multiplen Hirnarealen auf, die an Urteilen, Emotionen, Belohnung und Gedächtnis beteiligt sind. Sie überlappen sich mit solchen, die bei Schmerz aktiviert werden. Bei CP bestehen oft periphere wie auch zentrale Hypersensibilisierung. In diesem Zustand zeigen sensibilisierte „Juckfasern“ eine Überreaktion auf noxische Stimuli, die i. d. R. das Jucken hemmen, wie Wärme und Kratzen. Fehlinterpretationen kommen vor. So kann Berührung als Jucken empfunden werden. Allein das Aus- oder Anziehen des Schlafanzugs kann eine Juckattacke auslösen. Solche Symptome zusammen mit dem Distress durch CP, Schlafdefizit und Arztbesuche können zur Fehldiagnose „psychogener Juckreiz“ führen.

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