Forschende untersuchten auf Basis eines Reviews und qualitativen Interviews mit Allgemeinärzt:innen die Eignung des 1-Minuten-Sitz-Stand-Tests zur Messung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Menschen mit COPD und ermittelten außerdem, welche Faktoren die Durchführung dieses Tests in der Allgemeinarztpraxis beeinflussen könnten. Bei dem 1-Minuten-Sitz-Stand-Test wird gemessen, wie oft der Patient bzw. die Patientin innerhalb einer Minute von einem Stuhl (ohne Armlehne) aufstehen kann.
Praxistauglicher Test – mit Einschränkungen
In der Analyse wurde der Sitz-Stand-Test hinsichtlich der Kriterien Reliabilität, Messfehler, Konstruktvalidität und Reagibilität mit ausreichend bewertet – mit hoher Evidenz. Die Validität als Kriterium hingegen wurde mit moderater Evidenz als inkonsistent eingeordnet. Die Ergebnisse von sieben Studien flossen in die Auswertung ein.
Einige der Studien wurden nicht mit schwachen Patient:innen oder mit Personen mit muskuloskelettalen Beeinträchtigungen durchgeführt – eine Tatsache, die die befragten Ärzt:innen als ein Manko des Tests einstufen. Diese Patientengruppe sollte daher in der Praxis gesondert Beachtung finden.
Zehn der 14 interviewten Allgemeinärzt:innen standen der Einführung eines schnell durchführbaren Funktionstest zur Überprüfung der pulmonalen Leistungsfähigkeit positiv gegenüber. Da zur Ausführung des Tests lediglich ein Stuhl und eine Stoppuhr notwendig sind, empfanden die Befragten den Test als praktikabel. Eine Person äußerte Bedenken dahingehend, dass der einminütige Test für junge COPD-Patient:innen nicht herausfordernd genug sein könnte, während er die älteren COPD-Patient:innen mit reduziertem Allgemeinzustand möglicherweise überfordert.
Patient:innen zu körperlicher Betätigung animieren
Die Autor:innen rufen Ärzt:innen dazu auf, den Fokus bei der Behandlung von COPD-Patient:innen nicht nur auf die medikamentöse Therapie zu richten, sondern auch auf eine Steigerung der körperlichen Aktivität der Betroffenen. Denn gerade bei Personen mit COPD führt Bewegungsarmut häufig in einen Teufelskreis aus vermehrter Dyspnoe, Müdigkeit und Angst vor Bewegung.