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Praxis-Depesche 11/2021

Corona macht Unterschiede

Obwohl Corona Frauen und Männer unterschiedlich trifft, wird das Geschlecht nur in den wenigsten klinischen Studien zu SARS-CoV-2 berücksichtigt.
Eine im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichte Metaanalyse konnte zeigen, dass bei lediglich 4 % der klinischen Studien zu SARS-CoV-2 geplant ist, das biologische Geschlecht („sex“) oder das soziale Geschlecht („gender“) als analytische Variable zu berücksichtigen. Ausgewertet wurden insgesamt 4.420 Studien, die bis Ende Januar 2021 auf der Online- Plattform ClinicalTrials.gov registriert waren. Bei 925 Studien (21,2 %) war das Geschlecht als Kriterium in der Probandenrekrutierung angegeben. Und nur in acht (17,8 %) von 45 randomisiert-kontrollierten Studien zu pharmakologischen Interventionen, die bis Dezember 2020 in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert worden waren, wurden ihre Resultate nach dem Geschlechteranteil aufgeschlüsselt oder wurden Subgruppenanalysen durchgeführt. Dass Geschlecht und Gender in Studien zu SARS-CoV-2 bisher kaum berücksichtigt wurden, führt Letztautorin Sabine Oertelt-Prigione von der Universität Bielefeld vor allem auf den Zeit- und Publikationsdruck zurück: „Viele Forscher sind besorgt, dass die Analyse von Geschlechterunterschieden mehr Teilnehmer und längere Rekrutierungszeiten bedeuten könnte. Vor allem in den frühen Phasen der Pandemie arbeiteten sie unter großem Zeitdruck.“ Dabei wurde die Rolle des Geschlechts bei SARS-CoV-2 mittlerweile vielfach bestätigt, etwa im Hinblick auf die Erkrankungsschwere oder die Therapiesicherheit. Während die Zahl der schweren Krankheitsverläufe sowie das Sterberisiko bei Männern höher sind, treten bei Frauen Impfnebenwirkungen wie Anaphylaxien oder tiefe Sinusvenenthrombosen häufiger auf. RG

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