Im Rahmen einer prospektiven Studie charakterisierte die Forschergruppe insgesamt 166 Rachenabstriche von hospitalisierten COVID-19-Patient:innen und 140 gematchten nicht an COVID-19 erkrankten Kontrollen auf ihre mikrobielle Beschaffenheit. Unter den Proband:innen befanden sich auch unbestätigte COVID-19 Verdachtsfälle. Allen Genesenen entnahmen die Forscher bei Entlassung einen zweiten Rachenabstrich und analysierten das orale Mikrobiom.
Gegenüber den Kontrollen fielen die Proben der COVID-19-Infizierten durch eine geringere Mikrobenvielfalt und eine ungünstigere Bakterienflora auf: Zum einen wiesen die COVID-19-Patient:innen eine Anreicherung von schädlichen Lipopolysaccharid- produzierenden Bakterien auf (z. B. Leptotrichia, Granulicatella), zum anderen einen Verlust Butyrat-produzierender Stämme (z. B. Bifidobakterium, Fusobakterium).
Charakteristisches Mikrobiom
Butyrat wirkt antiinflammatorisch und spielt beim Erhalt und der Reparatur der Darmschleimhaut eine wichtige Rolle. Die Reduktion der Butyrat-produzierenden Stämme könnte sich daher negativ auf den Infektions- und Genesungsverlauf auswirken. Die Abstriche der genesenen Proband:innen zeigten wiederum einen Anstieg von Reparatur-fördernden Bakterienstämmen. Das Mikrobiom der unbestätigten Verdachtsfälle deckte sich mit dem der bestätigten COVID-19-Fälle. Daher könnte das Profil des oralen Mikrobioms dabei helfen, falsch-negative Fälle aufzudecken. Auch interessant: Je mehr Streptococcus pneumoniae die Forscher: innen fanden, desto weniger Lymphozyten wiesen die Patient:innen auf. Möglicherweise könnte also S. pneumoniae die Lymphozyten unterdrücken und auf diese Weise COVID-19 fördern.
Insgesamt identifizierte das Forschungsteam ein Set aus acht charakteristischen taxonomischen Einheiten, die zur Bestimmung der Erkrankungswahrscheinlichkeit besonders geeignet waren. Ob das oropharyngeale Mikrobiom als zusätzlicher Marker für eine SARS-CoV-2-Infektion dienen kann, muss aber noch durch weitere Studien bestätigt werden. AAB