Kasuistik

Praxis-Depesche 12/2020

COVID-19 nach neonataler Sepsis

Dieser Fall berichtet, wie die COVID-19-Infektion eines Säuglings mit Standardmethoden gemanaged werden kann.
Ein drei Wochen alter Säugling zeigte seit zwei Tagen verstopfte Nase, Tachypnoe und reduzierte Nahrungsaufnahme. Er wurde von einer 21 Jahre alten Mutter in der 36. Schwangerschaftswoche geboren, die pränatal gegen Gruppe B-Streptokokken behandelt wurde. Er hatte zuvor wegen Fieber (38,5° C) und vermuteter neonataler Sepsis eine 48-stündige Antibiotikatherapie bekommen, die Sepsis bestätigte sich nicht und er wurde entlassen.
Seine Temperatur betrug bei der Untersuchung 36,1° C, der Puls betrug 166, der Blutdruck 89/63 mm Hg, die Atemfrequenz 40 Atemzüge pro Minute, die Sauerstoffsättigung 87 %. Das Röntgenbild zeigte bilaterale lineare Verschattungen im rechten oberen Lungenlappen, Sauerstoff, Ampicillin und Gentamycin wurden verabreicht und der Patient in eine pädiatrische Klinik verlegt.
Während des Transports sank der Blutdruck, er wurde tachykard, hyperthermisch und entwickelte wieder eine Tachypnoe. Er wurde isoliert, in einem Unterdruck-Raum intubiert und erhielt 60 ml/kg Körpergewicht kristalloide Lösung, anschließend Vasopressoren. Mit einem nasalen Abstrich wurde auf SARS-CoV-2 und andere respiratorische Viren getestet. Das Röntgenbild nach der Intubation zeigte beidseitige Infiltrate und einen teilweisen Kollaps des rechten oberen Lungenlappens. Transthorakale Echokardiographie ergab normale Herzfunktion und -anatomie. Die Zahl der weißen Blutzellen betrug 4000/mm3, 55 % davon waren Lymphozyten, die Entzündungsmarker waren erhöht. Die künstliche Beatmung wurde eingeleitet und die Medikation auf Vankomycin, Cefepim und Ampicillin umgestellt und nach 48 Stunden abgesetzt, weil die Kulturen negativ waren. Zwei Tage nach der Einweisung legte sich die Hypotension, ein Pneumothorax entwickelte sich rechts und wurde erfolgreich mit einer Thoraxdrainage behandelt. An Tag fünf wurde der Patient extubiert, der r-PCRTest auf SARS-CoV-2 war an Tag 7 positiv. Er beendete die 5-Tagebehandlung mit Hydrochloroquin und Azithromycin und wurde an Tag 9 ohne Sauerstoff entlassen.
Dieser Fall zeigt nach Einschätzung der Autoren, dass Covid-19 mit den Standardprotokollen der Kindernotfallmedizin bewältigt werden kann. MR
Quelle: Munoz AC et al.: Late-Onset Neonatal Sepsis in a Patient with Covid-19. N Engl J Med 2020; doi: 10.1056/NEJMc2010614
ICD-Codes: U07.1

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