Rheumatoide Arthritis in Remission

Praxis-Depesche 5/2022

csDMARD-Dosis nicht reduzieren!

Im Mittelpunkt der ARCTIC-REWIND-Studie stand die Frage, ob bei Personen mit rheumatoider Arthritis (RA) in Remission die Therapie mit einem csDMARD – in dem Fall hauptsächlich Methotrexat – abgesetzt werden sollte. Im Versuch zeigte sich aber ganz klar: Das Ausschleichen der Therapie ist keine gute Idee!
Praxisfazit
Zwar handelt es sich hier nur um eine kleine Studie mit gerade einmal 160 Teilnehmer: innen, aber die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Patient:innen in Remission ihre csDMARD-Dosis besser nicht verändern sollten. Zu aller Sicherheit sollten die Ergebnisse aber noch durch umfangreichere Studien abgesichert werden.
Die neuen Behandlungsleitlinien der European League Against Rheumatism (EULAR) für rheumatoide Arthritis empfehlen, bei anhaltender Remission oder geringer Krankheitsaktivität die Therapie mit DMARD (krankheitsmodifizierende Antirheumatika) auszuschleichen.
Die Empfehlung basiert dabei auf Studiendaten, die sich hauptsächlich auf biologische DMARD (bDMARD) beziehen. Ob die gleiche Methode zur Dosisreduktion und zum Absetzen auch in gleichem Maße für konventionelle synthetische DMARD (csDMARD) gilt, ist bisher allerdings nicht hinreichend belegt.
 
Ausschleichen oder nicht?
Aufschluss darüber gibt nun eine multizentrische, randomisierte, parallele, offene Nichtunterlegenheitsstudie aus Norwegen. Eingeschlossen waren 160 RA-Patient:innen (mittleres Alter: 55,1 Jahre; 66 % Frauen) mit einer seit zwölf Monaten anhaltenden Remission, die eine stabile csDMARD-Dosis erhielten.
Die Teilnehmer:innen wurden 1:1 zu einer Therapie mit der halben csDMARD-Dosis oder der bisher verabreichten csDMARD-Dosis randomisiert. Primärer Endpunkt war der Anteil an Personen mit einem Krankheitsschub während des Ein-Jahres-Followup. Ein Krankheitsschub wurde dabei definiert als eine Kombination aus einem Disease Activity Score (DAS) > 1,6, einem Anstieg des DAS um ≥ 0,6 Einheiten und mindestens zwei geschwollenen Gelenken oder, wenn Patient: in und Behandler:in sich darüber einig waren, dass ein klinisch signifikanter Schub aufgetreten war.
 
Mehr Schübe unter halber Dosis
Ingesamt 77 Personen in der Halbdosisgruppe und 78 in der Stabildosis- Gruppe beendeten die Studie regulär. Ein Schub trat bei 19 (25 %) der mit halber Dosis behandelten Patient:innen auf, dagegen bei nur fünf Patient: innen (6 %) in der Gruppe mit stabiler Dosis (Risikodifferenz 18 %; 95 %-KI 7 - 29). Unerwünschte Ereignisse wurden unter Ausschleichen bei 44 % der Patient:innen, bei stabiler Therapie bei 54 % registriert. Nebenwirkungsbedingte Therapieabbrüche kamen in keiner Gruppe vor.
Anders als bei bDMARD ergab sich bei RA-Patient:innen in Remission für die Behandlung mit csDMARD in halber Dosis vs. mit stabiler Dosis keine Nichtunterlegenheit hinsichtlich auftretender Krankheitsschübe. Die Befunde sprechen also bei csDMARD nicht für eine Umstellung auf die halbe Dosis. GS
Quelle: Lillegraven S et al.: Effect of half-dose vs stable-dose conventional synthetic disease-modifying antirheumatic ... JAMA 2021; 325(17): 1755-64
ICD-Codes: M06.9

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