Krebsrisiko nach venöser Thromboembolie

Praxis-Depesche 10/2016

D-Dimer zeigt mehr

Venöse Thromboembolien (VTE) und Krebserkrankungen sind eng verknüpft. Der D-Dimer- Spiegel wird standardmäßig zur Ausschlussdiagnose von VTE herangezogen, ist aber unter anderem auch bei einer Krebserkrankung erhöht. Diesen Zusammenhang kann man sich zunutze machen.

Norwegische Forscher untersuchten die prognostische Aussagekraft des D-Dimerspiegels an einer Kohorte von 422 Patienten mit einem ersten VTE-Ereignis (239 mit tiefer Venenthrombose, 183 mit Lungenembolie). Anhand ihres D-Dimerspiegels teilte man die Patienten in drei Tertile ein: 1) <2000 ng/ml, 2) 2000 - 5000 ng/ml und 3) >5000 ng/ml.
Über den Verlauf des 4,7-jährigen Followup wurden 59 Krebserkrankungen diagnostiziert, 28 davon innerhalb des ersten Jahres nach der VTE-Diagnose. Meist handelte es sich um Lungen-, Prostata- oder hämatologischen Krebs. Die kumulative Krebsinzidenz betrug 4,3% bei Patienten im D-Dimer-Tertil 1 und 6,9% bzw. 15,5% bei jenen im D-Dimer-Tertil 2 und 3. Gegenüber dem ersten D-Dimer-Tertil hatten Patienten im zweiten und dritten Tertil ein 1,6-fach bzw. 3,3-fach höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Die Risikoerhöhung blieb auch zwei Jahre nach dem VTE-Ereignis bestehen. Auch wiesen 80% des oberen D-Dimer- Tertils, die innerhalb eines Jahres eine Malignität entwickelten, bereits zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose Metastasen auf, gegenüber nur 20% im D-Dimer-Tertil 1.
Ein D-Dimer-Spiegel >5000 ng/ml im Rahmen eines ersten VTE-Ereignisses lässt daher auf ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko einer Krebserkrankung in den nächsten zwei Jahren schließen. OH
Quelle:

Gran OV et al.: D-dimer measured at first venous ... Haematologica 2016; Epub Sep 9; doi: 10.3324/haematol.2016.151712

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