Kardiogener Schock durch Viren

Praxis-Depesche 12/2015

Damit Viren nicht aufs Herz schlagen

Eine 35-jährige Patientin stellte sich in der Notaufnahme zunächst mit unspezifischen Symptomen vor. Dann ging alles ganz schnell und der Kreislauf konnte nur durch ein biventrikuläres Kreislaufunterstützungssystem aufrecht erhalten werden. Die eigentliche Ursache fand man in der Myokardbiopsie.

Seit zwei Tagen litt die Patientin unter Fieber, Schüttelfrost und Myalgien. In der Notaufnahme lag der Blutdruck bei 95/60 mmHg, der Puls bei 110/min und die Atemfrequenz bei 20/min. Außer kalte Extremitäten ergab die körperliche Untersuchung keine Auffälligkeiten. Im Labor sah man ein erhöhtes Troponin, Leukozytose und ein leicht vermindertes Hb. Die Patientin dekompensierte schnell und wurde katecholaminpflichtig.
Im transthorakalen Echokardiogramm sah man einen massiven Perikarderguss, eine dilatierte V. cava inferior und einen rechtsseitigen Vorhof- und Kammerkollaps. Die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) lag geschätzt bei 45 bis 50%. Das Koronarangiogramm war unauffällig.
Aufgrund der fortschreitenden kardialen Dekompensation entschloss man sich zur perikardialen Fensterung. Der Kreislauf verschlechterte sich dennoch und machte die Implantation eines biventrikulären Kreislaufunterstützungssystems (BiVAD) notwendig.
Die während der BiVAD-Operation entnommene Myokardbiopsie förderte die Ursache des kardiogenen Schocks zutage: fulminante lymphozytäre Myokarditis. Die Serologie war positiv für Adenovirus und Parvovirus IgG. Die durchgemachte Erkältung hatte wohl „auf’s Herz geschlagen“. Am elften Tag konnte das BiVAD wieder entfernt werden. CB
Quelle:

Mody KP et al.: A cold taken to heart. Circulation 2015; 131: 1703-11

ICD-Codes: R57.0

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