Leistungssportler im Messlabor

Profi in der Leistungsdiagnostik

Praxis-Depesche 6/2022

Das ABC der Ergospirometrie

Die Ergospirometrie (CPET, cardiopulmonary exercise testing) ist zu einem wertvollen diagnostischen Instrument in der Kardiologie geworden. Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Forscher:innen der Abteilung für Kardiologie des Universitätsklinikums Athen gibt Tipps zur Anwendung und Interpretation.
Die Einsatzmöglichkeiten der Ergospirometrie sind vielfältig: Mit ihr können Ärzt:innen bei Patient:innen mit unklarer Belastungsintoleranz, Kurzatmigkeit und Erschöpfung die körperliche Fitness ermitteln und feststellen, ob eine koronare oder pulmonale Erkrankung vorliegt. Bei Sportler:innen kann eine CPET-Leistungsdiagnostik den individuellen Trainingsplan unterstützen oder kardiopulmonale Probleme frühzeitig offenbaren.
Die Umsetzung der Ergospirometrie ist denkbar einfach: Die zu untersuchende Person radelt auf einem Ergometer oder läuft auf einem Laufband, während die Belastung langsam bis zu 90 % der errechneten maximalen Herzfrequenz gesteigert wird (Dauer insgesamt etwa acht bis zwölf Minuten).
Während der Belastung werden metabolische, ventilatorische und Kreislaufparameter gemessen. Der wichtigste kardiale Wert ist die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 max), da diese die funktionalen Einschränkungen bei Herzpatient:innen am bestem widerspiegelt. Als normal gilt laut der Weber-Klassifikation ein Wert > 20 ml/min/kg. Der Respiratorische Quotient (RER, respiratory exchange ratio), das Verhältnis von maximaler Kohlendioxidabgabe (VCO2 max) und VO2 max, gibt an, ob die maximale Belastungsgrenze erreicht wurde. Hierbei sind Werte zwischen 1,05 und 1,15 anzustreben.
Der wichtigste ventilatorische Wert ist der VE/VCO2-Slope (die Steigung der VE/VCO2-Kurve), ein Parameter für die Atemeffizienz. Der VE/VCO2-Slope ist beispielsweise bei Herzinsuffizienz oder pulmonaler Hypertonie erhöht (Normwerte < 34). Weitere Parameter sind Workload, maximale Herzfrequenz, anaerobe Schwelle, Sauerstoffpuls, PETCO2 (endtidaler Partialdruck für CO2) und die Atemreserve. Auf Basis der kombinierten Werte kann mittels spezieller Algorithmen und Risiko-Scores ermittelt werden, in welchem Stadium der Herzinsuffizienz sich die Patient:innen befinden. Wichtig ist, eine manifeste Erkrankung von mangelnder Fitness abzugrenzen. Der CPET-Ergebnisbericht kann anhand einer Acht-Schritte-Methode erstellt und interpretiert werden. Diese leiten die Ärzt:innen durch acht spezifische Fragen, angefangen beim Konsultationsgrund, über das verwendete Protokoll und die kardiopulmonaren Vorerkrankungen, bis hin zur Validität der prognostischen Faktoren. AAB
Quelle: Triantafyllidi H et al.: Cardiopulmonary exercise testing: the ABC for the clinical cardiologist. Cardiology 2022; 147(1): 62-71
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