Stent oder OP bei Karotisstenose?

Praxis-Depesche 8/2016

Das Alter entscheidet

Zahlreiche Studien haben mittlerweile untersucht, ob Stenting oder die operative Endarteriektomie für Patienten mit Karotisstenose besser ist. Dass das Patienten alter bei der Entscheidung für das eine oder das andere Verfahren eine Rolle spielen könnte, wurde bereits vermutet. Eine große Metaanalyse der Rohdaten von vier randomisierten Studien gab nun eine glasklare Antwort.

Die Daten der Studien EVA-3S, SPACE, ICSS und CREST wurden zusammengeführt und erneut ausgewertet. Alle Studien hatten bei Patienten mit symptomatischer (!) Karotisstenose das Stenting versus die offene OP verglichen. 4754 Patientendatensätze kamen so zur Analyse zusammen.
Innerhalb des medianen Follow-up von 2,7 Jahren kam es zu 433 Ereignissen. In der Stent- Gruppe war das Risiko für das Erreichen des primären Endpunktes (periprozeduraler Apoplex, Tod, postprozeduraler ipsilateraler Apoplex) bei Patienten zwischen 65 und 69 Jahren im Vergleich zu jüngeren unter 60 mehr als verdoppelt. Über 70-Jährige wiesen beim Stenting sogar ein vervierfachtes Risiko auf (siehe Abbildung). Führte man eine Endarteri ektomie durch, zeigte sich keine Abhängigkeit des periprozeduralen Risikos vom Patientenalter. Im direkten Vergleich der Methoden sah man für das Stenting ein um 61% erhöhtes Risiko bei Patienten im Alter von 65 bis 69 Jahren und ein um 109% erhöhtes Risiko zwischen 70 und 74 Jahren. Bezüglich des postprozeduralen Risikos spielte das Alter bei keinem Verfahren eine Rolle.
Für symptomatische Karotisstenose-Patienten im Alter über 70 ist – dieser großen Metaanalyse zufolge – eine Endarteriektomie eindeutig besser als ein Karotis-Stenting. Das liegt überwiegend an der beim Stenting erhöhten periprozeduralen Ereignisrate (Schlaganfall). CB
Quelle:

Howard G et al.: Association between age and risk of stroke or death from carotid endarterectomy and carotid stenting: a meta-analysis of pooled patient data from four randomised trials. Lancet 2016; 387(10025): 1305-11

ICD-Codes: I65.2

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