Orale Antikoagulation bei Senioren

Praxis-Depesche 14/2000

Das Blutungsrisiko ist erhöht

Ob alte Patienten ein höheres Risiko für Blutungskomplikationen unter oraler Antikoagulation aufweisen als junge, ist eine häufig diskutierte Frage. Diese Studie beantwortete sie mit ja.

Italienische Hämostaseologen verglichen in einer Fall-Kontroll-Studie 461 Patienten, die bei der Ersteinstellung auf Antikoagulanzien mindestens 75 Jahre alt waren, mit 461 Patienten unter 70 Jahren im Hinblick auf Blutungen und Thromboembolien in der Folgezeit (im Mittel 1,3 Jahre). Die häufigsten Indikationen für die Antikoagulation waren venöse Thromboembolien und Vorhofflimmern. Blutungskomplikationen traten häufiger in der älteren Gruppe auf, allerdings ohne statistische Signifikanz zu erreichen. Das Risiko tödlicher Blutungen (alle intrakraniell) war bei den älteren Patienten jedoch signifikant erhöht (relatives Risiko 6,4). Die höchste Gesamt-Blutungsrate wiesen Patienten auf, die wegen zerebraler oder peripherer arterieller Probleme antikoaguliert waren. Kein Zusammenhang bestand mit anderen Variablen wie z. B. dem Cumarin-Typ (Warfarin oder Acenocoumarol). Thromboembolien ereigneten sich in beiden Gruppen gleich häufig; allerdings verliefen sie bei den älteren Patienten öfter tödlich (RR 2,8). Als INR-Bereich mit den wenigsten hämorrhagischen und thromboembolischen Komplikationen werden Werte zwischen 2,0 und 3,0 empfohlen. Werte unter 2,0 waren häufig mit Thromboembolien, solche über 3,5 mit letalen Blutungen verknüpft. (Ko)

Quelle: Palareti, G: Oral anticoagulation treatment in the elderly, Zeitschrift: ARCHIVES OF INTERNAL MEDICINE, Ausgabe 160 (2000), Seiten: 470-478

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x