Anamnestisch bestand das Rückengeschwür – wohl druckbedingt – seit etwa zehn Jahren. Nun hatte der Patient seit etwa vier Monaten wachsendes Gewebe im Ulkusbereich bemerkt. Andere Komorbiditäten bestanden nicht, es gab keine Haustiere oder erinnerliche Insektenstiche. Er nahm keine Medikamente. Lediglich die Familienanamnese war für Hautkrebs positiv.
Bei der Untersuchung zeigte sich ein 3,5 x 4 cm großes Druck-Ulkus am unteren Rükken, welches am kranialen Rand bis zu 2 cm aufgeworfen erschien. Der Patient hatte kein Fieber oder sonstige Entzündungszeichen. Man vermutete ein malignes Geschehen und entnahm zwei Stanzbiopsien, eine am Rand und eine weitere am Wundgrund.
Die histologische Untersuchung zeigte ein nicht infiltrierendes, gut differenziertes Plattenepithelkarzinom. Man exzidierte das Ulkus mit einem 2cm-Sicherheitsabstand und deckte das Ganze mit Spalthaut. In der weiteren Bildgebung sah man keine Metastasen und verzichtete daher nach Rücksprache mit dem Patienten auf eine Chemotherapie.
Nach dem Erstbeschreiber wird ein Narbenkarzinom auch Marjolin-Ulkus genannt (Jean-Nicholas Marjolin, 1828). Es tritt bei 1,7% aller chronischen Wunden auf, besonders häufig bei Brandverletzungen oder an Drainagekanälen bei Osteomyelitis. Das Gesamtüberleben drei Jahre nach Diagnose beträgt 65 bis 75%, beim Vorhandensein von Metastasen nur 35 bis 50%. Metastasen kommen bei etwa 28% der Patienten vor. Originiert der Narbenkrebs aus einem Druck ulkus, welches lokal exzidiert wird, liegt die Zwei- Jahres-Mortalität bei 80%. CB