Die amerikanische Arbeitsgruppe um Eugene P. Rhee wertete Antworten auf validierte Fragebögen in zwei Kohortenstudien zu Zwischenfällen in der Dialyse aus: die Choices-for-Health-Outcomes-in-Caring- for-ESRD(CHOICE)-Studie (n=926) und die Longitudinalstudie USA/Kanada Incident Dialysis (LUCID) (n=428). In beiden Kohorten hatten 54 % der Teilnehmer Diabetes. Die mittlere Zeit vom Beginn der Dialyse bis zum Ausfüllen der Fragebögen zu den Symptomen betrug 45 Tage für CHOICE und 77 Tage für LUCID. Die Prävalenz urämischer Symptome änderte sich bei CHOICE von der Ausgangssituation bis zur einjährigen Nachbeobachtung nicht und war bei CHOICE und LUCID ähnlich. Die Prävalenz der Ausgangssymptome bei CHOICE und LUCID war wie folgt: Anorexie (44 % bzw. 44 %), Übelkeit/Erbrechen (36 %, 43 %), Juckreiz (72 %, 63 %), Schläfrigkeit (86 %, 68 %), Konzentrationsschwierigkeiten (55 %, 57 %), Müdigkeit (89 %, 77 %) und Schmerzen (82 %, 79 %). In beiden Kohorten hatten >80 % der Patienten drei oder mehr Symptome und >50 % hatten fünf oder mehr Symptome. Die Autoren legten sich auf zwei Hauptergebnisse fest: Erstens sind urämische Symptome bei Patienten mit Endstadium-Nierenerkrankung (ESKD), die vor Kurzem mit der Dialyse begonnen hatten, sehr häufig. Sehr wenige (<3 %) der Patienten hatten keine Symptome und >80 % der Patienten zeigten drei oder mehr urämische Symptome. Zweitens war die Prävalenz urämischer Symptome bei oder kurz vor Beginn der Dialyse in den letzten 15 oder mehr Jahren bemerkenswert konstant, trotz vieler anderer Veränderungen in der Patientendemographie und/oder den Versorgungsprozessen während dieser Zeit.
Fazit: Urämische Symptome treten häufig auf, sie persistieren, ihre Ursache bleibt unbekannt. Aus diesem Grunde stellt die Identifizierung von Toxinen, die für urämische Symptome verantwortlich sind, eine wichtige Aufgabe dar, mit dem Ziel, spezifischere Behandlungsansätze zu entwickeln und die Lebensqualität und vielleicht auch die Langzeitergebnisse bei ESKD zu verbessern. VW