Weniger Atopie

NATUR+PHARMAZIE 6/2016

Daumenlutschen und Nagelkauen schützt

Nach der Hygienehypothese verringert sich das Allergierisiko, wenn man als Kind mehr mit verschiedenen Mikroorganismen konfrontiert wurde. Folgt man dieser Hypothese, sollten Kinder, die ihre Daumen lutschen oder an den Fingernägeln kauen, seltener Allergien entwickeln als Kinder, die die Finger nicht so oft in den Mund stecken. Nun zeigten Forscher aus Neuseeland: Das stimmt!

Die umstrittene Hygienehypothese erklärt zwar, warum Kinder in Großfamilien seltener Allergien entwickeln, nicht aber, warum gerade Kinder in „unhygienischen“ Innenstadtbezirken verstärkt zu allergischen Erkrankungen neigen. Die neuseeländische Küstenstadt Dunedin liefern nun ein neues Argument für die Gültigkeit der Hypothese. Dort befragte man die Eltern von rund 1000 Kindern mit Geburtsjahr 1972/73 im Kindesalter mehrfach, ob ihre Söhne und Töchter häufig ihre Daumen lutschten oder an ihren Fingernägeln kauten. Ab einem Alter von neun Jahren, wurden Asthmaerkrankungen und Heuschnupfen der Kinder erfasst und Tests auf gängige Allergene wie Hausstaubmilben, Haustiere und Gräser durchgeführt.
Eine Atopie entwickelten insgesamt 45% der Jungen und Mädchen – Daumenlutscher und Nagelkauer aber weniger häufig, als Kinder die die Angewohnheiten nicht hatten (40 vs. 49%). Kinder, die sowohl Daumen als auch Nägel in den Mund nahmen, zeigten noch seltener eine Atopie (31%). Der Zusammenhang galt auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie z. B. Stillen, Haustiere, oder elterliches Rauchverhalten. Insgesamt reduzierten das Daumenlutschen und/oder Kauen der Fingernägel das Risiko einer atopischen Sensibilisierung bis ins Erwachsenenalter um rund 30 bis 40%. OH

Quelle:

Lynch SJ et al.: Thumb-sucking.... Pediatrics 2016; 138(2): e20160443

ICD-Codes: T78.4 , F98.8

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