Chronifizierung der Kopfschmerzen

Praxis-Depesche 12/2008

Depression und Angststörungen als Risikofaktor erkennen und behandeln

Trotz relativ hoher Prävalenz werden Kopfschmerzpatienten nicht routinemäßig auf Angst und Depression untersucht. Solche psychiatrischen Begleiterkrankungen können jedoch wesentlich zur Chronifizierung des Kopfschmerzes beitragen. US-Autoren fassen Screening und verhaltenstherapeutische Strategien bei Patienten mit niedriger bis moderater psychopathologischer Komorbidität zusammen.

Angststörungen und Depression kommen vor allem bei Migräne- und Spannungskopfschmerz-Patienten oft vor – etwa zwei- bis fünfmal häufiger als bei Personen ohne Kopfschmerz. 22% bis 32% der Migräniker erfüllen die Kriterien für Depression, 51 bis 58% die für Angststörungen (vor allem Panikstörungen).

Screening

Depression: In den meisten Fällen ist eine direkte Befragung oder Fragebogen die praktikabelste und zeiteffizienteste Methode. Das Auftreten zweier kennzeichnender Symptome – depressive Verstimmung und Verlust des Interesses an täglichen Aktivitäten – sollte bei einer Befragung im Fokus stehen. Die drei am meisten genutzten Fragebögen – BDI-II (Beck Depression Inventory-II), BDI-PC (BDI-Primary Care) und PHQ-9 (Patient Health Questionnaire depression module) – können in etwa fünf Minuten ausgefüllt werden. PHQ-9 scheint – wegen Kürze, hohem prädiktivem Wert und Übereinstimmung mit diagnostischen Kriterien – für die ärztliche Praxis am besten geeignet zu sein. Ein strukturiertes diagnostisches Interview ist für die Bestätigung einer Verdachtsdiagnose oder bei komplexem klinischem Bild angebracht. Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung sollte nach den DSM-IV-TR-Kriterien erfolgen.

Angststörungen: Wegen der zahlreichen Manifestationsvarianten ist ein Screenig schwieriger. Eine Befragung sollte sich auf chronische, unkontrollierbare Befürchtungen oder Angst sowie unangenehme Erregungszustände konzentrieren. Die meisten in der klinischen Praxis genutzten Fragebögen – z. B. Beck Anxiety Inventory oder STAI (State-Trait Anxiety Inventory) – sind eher zur Identifizierung allgemeiner Angstsymp­tome als zur Diagnose spezifischer Angststörungen geeignet. Für die Erfassung generalisierter Angststörungen wird GAD-7 (Generalized Anxiety Disorder 7-Item Scale) empfohlen, die auch bei Panikstörungen, sozialen Phobien und posttraumatischen Belastungsstörungen sensitiv genug sind.

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