Depression

Praxis-Depesche 7/2017

Depressionen, Familienstatus und Testosteron-Spiegel spielen zusammen

Verheiratete weisen ein geringeres Depressionsrisiko auf als Singles, Eltern ein größeres als Paare ohne Kinder. Auch Männer mit einem niedrigen Testosteron-Spiegel und vielleicht auch Frauen sind anfälliger für Depressionen. Auf der anderen Seite wurde nachgewiesen, dass in verschiedenen Kulturkreisen einschließlich der USA verheiratete Eltern niedrigere Testosteron-Spiegel haben als Singles ohne Kinder. Wie all diese Parameter zusammenhängen, wurde nun in einer Kohortenstudie untersucht.

In die US-amerikanische populationsrepräsentative Studie wurden 2438 Erwachsene im durchschnittlichen Alter von 38,1 Jahren aufgenommen. Sie alle hatten zwischen 2011 und 2012 am National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) teilgenommen, einer für die US-amerikanische Bevölkerung repräsentativen Studie.
Bezüglich der Prävalenz für Depressionen basierend auf dem Testosteron-Spiegel besteht zwischen Männern und Frauen kein Unterschied. In einer Partnerschaft lebende Väter wiesen niedrigere Testosteron-Spiegel auf als kinderlose Singles, die nie verheiratet oder geschieden waren. Allerdings waren sie auch weniger anfällig für Depressionen als die Singles. Bei den Frauen wurden ähnliche Verhältnisse beobachtet: In einer Partnerschaft lebende Mütter hatten im Vergleich zu nie verheirateten und zu in einer Partnerschaft lebenden aber kinderlosen Frauen niedrigere Testosteron- Werte. Andererseits ergaben sich bei nie verheirateten Müttern eine höhere Depressionsprävalenz und stärkere depressive Beschwerden als bei Müttern in einer Partnerschaft.
Signifikante dreiseitige Interaktionen wurden gefunden zwischen sozioökonomischem Status (SES), Testosteron-Spiegel, Elternschaft und dem Depressionsrisiko bei Erwachsenen. Väter mit hohem SES und Testosteron-Wert wiesen die niedrigste Prävalenz für leichte Depressionen auf. Die höchste Prävalenz zeigten kinderlose Männer mit einem niedrigen SES und Testosteron-Spiegel.
Im Vergleich zu anderen Müttern wurde bei solchen mit geringem SES und niedriger Testosteron- Konzentration eine erhöhte Prävalenz für leichte Depressionen festgestellt. Insgesamt ergab sich bei kinderlosen Frauen mit niedrigem SES und Testosteron-Spiegel ein deutlich höheres Depressionsrisiko als für andere Frauen.
Die Autoren betonen, dass sie in dieser Studie keine wirklich klare Evidenz dafür fanden, dass verheiratete Väter (oder Mütter) mit einem niedrigen Testosteron-Wert ein erhöhtes Risiko für Depressionen aufweisen. Interessant ist auch, dass sowohl erhöhte wie auch verringerte Testosteron-Spiegel abhängig von soziodemographischen Faktoren mit einem höheren Depressionsrisiko verbunden sind. GS
Quelle:

Gettler LT et al.: Are testosterone levels and depression risk linked ... Soc Sci Med 2016; 163: 157-67

ICD-Codes: F32.8

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