Gilt auch ohne Retinopathie

Praxis-Depesche 7/2017

Diabetes macht farbenblind

Typ-2-Diabetiker, die an einer Retinopathie leiden, entwickeln mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Störungen im Farbensehen. Neue Daten aus Asien zeigen, dass Diabetiker ohne Retinopathie aber ebenfalls oft betroffen sein können.

An einer Poliklinik in Singapur nahmen 849 Typ-2-Diabetiker ohne Retinopathie und mit mindestens zweijähriger Diabetesdauer an einem Farbsehtest nach Farnsworth teil. Bei diesem Test sollte der Patient aus 16 verschieden gefärbten Plättchen eine stimmige Farbreihe legen. Personen mit normaler Sehfähigkeit gelingt dieser Test i. d. R. fehlerfrei. Eine Sehschwäche im Farbspektrum Rot- Grün, Rot-Gelb-Grün oder Blau-Gelb führt dazu, dass die Testperson charakteristische Farben falsch legt.
Genau das zeigte sich bei der Untersuchung der diabetischen Patienten, von welchen mehr als jeder fünfte ein eingeschränktes Farbensehen aufwies. Meist handelte es sich um eine Schwäche in der Farbdifferenzierung im Blau-Gelb-Bereich (Blausehschwäche bzw. Tritanomalie). Das rechte Auge war dabei häufiger betroffen als das linke. Wer eine Farbsehschwäche zeigte, wies häufiger auch einen reduzierten Visus von 50% oder weniger im betroffenen Auge auf. Das Risiko für eine Farbsehschwäche stieg mit zunehmender Diabetesdauer (OR 1,07) signifikant an. Ein weiterer Risikofaktor war der Sulfonylharnstoff Tolbutamid.
Angesichts der hohen Prävalenz halten die Autoren ein Screening mittels Farbsehtest bei allen Patienten mit mindestens sechs Jahren Diabetesdauer für sinnvoll. OH
Quelle:

Tan NC et al.: Factors associated with impaired color vision ... BMC Endocr Disord 2017; 17(1): 29

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