Insulinresistenz und Alzheimer PRAXIS-TIPP

Praxis-Depesche 11/2015

Diabetes macht Frauen sprachlos

Typ-2-Diabetes führt zu Insulinresistenz im Gehirn und fördert so den kongitiven Verfall. Bei Frauen kann sich das schon früh in der Sprache bemerkbar machen.

Welche Rolle das Geschlecht beim kognitiven Risiko einer Diabetes-Erkrankung spielt, untersuchten Forscher an knapp 6000 Typ-2-Diabetikern im Alter von etwa 50 Jahren (55% Frauen). Man bestimmte Insulinspiegel, HbA1C und HOMA-IR sowie den APOE-Genotyp (Risikofaktor für Alzheimer). Die kognitive Leistungsfähigkeit analysierte man mit einem Reaktionstest und Sprachanalysen. Zur Evaluation der Sprachflüssigkeit wurden die Teilnehmer gebeten, innerhalb einer Minute so viele Tiere wie möglich aufzuzählen. Um ihre Merkfähigkeit zu testen, sollten die Patienten zehn vorgegebene Worte nach 90 s bzw. fünf Minuten wiedergeben.
Ein höherer HOMA-IR war mit einer schlechteren Reaktionszeit assoziiert (p<0,02). Frauen mit höherem HOMA-IR schnitten gegenüber jenen mit niedrigeren Werten deutlich schlechter hinsichtlich ihrer Sprachflüssigkeit ab. Der Zusammenhang von hoher Insulinresistenz und weniger flüssiger Sprache galt für APOE*E4-negative Personen, nicht aber für APOE*E4-Träger (p=0,0003 bzw. 0,28). Frauen mit Genotyp APOE*E4 zeigten zudem geringere Werte in der sprachlichen Merkfähigkeit.
Die Unterschiede könnten auf geschlechtsspezifische Differenzen bei Hyperintensivitäten der weißen Hirnmasse zurückgehen. Diese stehen mit metabolischem Syndrom und Alzheimer in Verbindung. Bei jungen Patientinnen könnten sprachliche Defizite ein frühes Warnzeichen für eine spätere Demenz sein. OH
Quelle:

Ekblad LL et al.: Insulin resistance is associated with poorer verbal fluency performance in women. Diabetologia 2015; 58(11): 2545-53

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