Fortpflanzung

Praxis-Depesche 1-2/2021

Diabetes stoert nicht nur den Stoffwechsel

Es gibt immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Insulinwirkungen auf den weiblichen hormonellen Stoffwechsel. Abhängig vom Alter der Diagnose bei Diabetes können auch Reproduktionsprobleme auftreten.
Fortpflanzungsstörungen sind eine häufige, aber wenig untersuchte Komplikation bei Diabetes. Das Spektrum der reproduktiven Limitationen umfasst für die Frau eine verzögerte Pubertät und Menarche, Menstruationszyklus-Anomalien, Subfertilität, ungünstige Schwangerschaftsergebnisse und evtl. vorzeitig auftretende Wechseljahre. Menstruelle Unregelmäßigkeiten kommen bei Frauen mit Typ-1-Diabetes wesentlich häufiger vor als bei Frauen ohne diese hormonelle Störung. Eine verzögert auftretende Menarche bei Typ-1-Diabetes geht mit einem doppelt so hohen Risiko für eine Nephro- oder Retinopathie einher. Mittlerweile kann man das Syndrom der polyzystischen Ovarien und des Hyperandrogenismus ebenfalls durch die Insulinwirkung auf den Eierstock begründen. Mit der Intensivierung der Insulintherapie und einer verbesserten Stoffwechselkontrolle sind diese Probleme zwar zurückgedrängt worden. Der derzeit starke Anstieg der Typ-2-Diabetes-Inzidenz in jungen Jahren deutet aber darauf hin, dass mehr Frauen im gebärfähigen Alter in ihrem Leben auf diabetesbedingte Fortpflanzungsprobleme stoßen werden. Angesichts der ständig wachsenden Zahl junger Frauen, die mit Diabetes leben, müssen sich Ärzte in Klinik und Praxis dieser Herausforderung bewusst sein und für die Bewältigung der Probleme der reproduktiven Gesundheit über die gesamte Lebensspanne hinweg rüsten. NM
Quelle: Thong EP et al.: Diabetes: a metabolic and reproductive disorder in women. Lancet Diabetes Endocrinol 2020; 8(2): 134-49

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