Eine der Ursachen für Organversagen bei septischen Patienten scheint extremer oxidativer Stress zu sein. Ein australisches Forschungsteam hat deshalb die Wirksamkeit einer Megadosis des Antioxidans Vitamin C bei zehn Merinoschafen mit induzierter gram-negativer Sepsis getestet. Mit erstaunlichem Erfolg, wie die Autoren im Fachjournal Critical Care Medicine berichten: Innerhalb von drei Stunden nach der Infusion mit Natriumascorbat (0,5 g/ kg für 0,5 h plus 0,5 g/kg/h für 6,5 h) verbesserte sich der klinische Zustand der Tiere dramatisch. Im Gegensatz zu den Kontrolltieren, denen statt Natriumascorbat ein Vehikel verabreicht worden war, sank in der Verumgruppe die Körpertemperatur, die Herzfrequenz und das Plasmakreatinin. Der arterielle sowie der renale medulläre Sauerstoff-Partialdruck stiegen an. Bei vier von fünf der mit Vitamin C behandelten Schafe konnte die Gabe von Noradrenalin beendet werden, ohne dass der mittlere arterielle Druck abfiel. Einzige (erwartbare) Nebenwirkung der Vitamin-Behandlung war eine Hypernatriämie (154 mmol/L), zu Schädigungen der Niere kam es jedoch nicht.
Zum Zeitpunkt des Tierexperiments befand sich ein schwerkranker COVID-19-Patient auf Station, einschließlich akutem Atemnotsyndrom, Nierenschädigung und Hypotonie. Mit Einverständnis des Patienten wurde das Noradrenalin abgesetzt und über sieben Stunden insgesamt 60 g Natriumascorbat i. v. appliziert. Analog zu den Beobachtungen im Tierexperiment verbesserten sich die Vital- und Laborwerte noch während der Infusion.
Ob sich diese Ergebnisse in größeren Studien reproduzieren lassen, bleibt abzuwarten, so die Autoren. RG