Tragödien und Chancen

Praxis-Depesche 12/2017

Die Geschichte der CAR-T-Therapie

Auf der CAR-T-Therapie liegen große Hoffnungen – viele Onkologen sagen ihr eine rosige Zukunft voraus. Der Weg hin zu der Therapie, bei der Patienten-eigene T-Zellen genetisch verändert und reinfundiert werden, war allerdings rein von Zufällen geprägt.

2010 erkrankte ein fünfjähriges Mädchen an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL). Nach zwei Chemotherapie-Zyklen entwickelte sie eine nekrotisierende Fasziitis und 16 Monate später ein Rezidiv. Nach einem weiteren Chemo-Zyklus rieten die Ärzte den Eltern, man solle sich um einen Hospizplatz kümmern. Aus Sicht der Eltern „machte das aber keinen Sinn“ und daher holten sie sich im Children‘s Hospital of Pennsylvania eine Zweitmeinung ein.
Hier stand man – was die Eltern nicht wussten – mit der Erforschung der CAR-T-Therapie (Chimeric Antigen Receptor) erst ganz am Anfang, aber das Kind erhielt als erstes überhaupt diese neue Therapie. Das Ansprechen war sensationell, aber nach der dritten Infusion entwickelte die Patientin hohes Fieber, respiratorisches Versagen und Schock. Es handelte sich um das damals noch wenig bekannte Zytokinfreisetzungssyndrom, das Interleukin 6 war 1000-fach erhöht, und man wusste sich nicht zu helfen. Zufällig hörte man von dem IL-6-Antikörper Tocilizumab, der in der rheumatologischen Klinik des Krankenhauses eingesetzt wurde, und bekam die Nebenwirkung in den Griff.
Wäre diese erste CAR-T-Patientin gestorben, so wäre möglicherweise auch das gesamte Therapieprinzip nicht weiterverfolgt worden. Aber so kam ein Zufall zum anderen, und ebnete den Weg für eine der heutzutage vielversprechendsten onkologischen Therapien. CB
Quelle:

Rosenbaum L: Tragedy, perseverance, and chance – the history of CAR-T therapy. N Engl J Med 2017; 377: 1313-5

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