...schon gewusst?

Praxis-Depesche 6/2021

Die hohe Kunst des Impfens und Nicht-Impfens

Neben den weiterhin sehr bedrohlichen COVID-19-Mutationen und den unverantwortlich niedrigen Impfraten hierzulande wird die Pandemie-Situation durch seltene, teilweise aber schwere oder tödliche unerwünschte Ereignisse nach der Impfung kompliziert. Diese betreffen mittlerweile leider mehrere Vakzine. Hier der Stand der Dinge.
Nach dem Auftreten von Sinusvenenthrombosen (SVT) unter dem AstraZeneca- Impfstoff wurden jetzt zusätzlich mehrere Fälle eines Kapillarlecksyndroms registriert. Die EMA empfiehlt weiterhin die Impfung, im UK sollen sie nur über 30-Jährige erhalten. Derzeit stellt sich vielen der zuerst mit dem AstraZeneca- Vakzin geimpften Jüngeren die Frage, ob sie sich als zweite Dosis einen mRNAImpfstoff verabreichen lassen sollen – wie derzeit in Deutschland (für < 60-Jährige) und Frankreich (für < 55-Jährige) empfohlen. Echte Daten dazu gibt es jedenfalls nicht. Nach dem Single-Shot-Impfstoff von Johnson & Johnson wurden ebenfalls thrombotische Ereignisse beobachtet, sodass dessen Auslieferung vorerst gestoppt wurde. Alle Sicherheitssignale zu den Impfstoffen werden vom Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA geprüft – aber die sind bekanntlich nicht die schnellsten.
In den Medien kommen die mRNA-Vakzine von BionTech/Pfizer und Moderna bislang sehr gut weg, doch ganz so sonnig ist die Lage vielleicht doch nicht: Das USamerikanische Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) listet bei der Erfassung von 13.794.904 Impfungen (Dez. 2020 bis Jan. 2021) in 640 Fällen (9,2 % aller 6.354 gemeldeten unerwünschten Ereignisse) schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auf. Anaphylaxien nach Erhalt beider Dosen traten bei 4,5 pro 1 Mio. Dosen auf (ein anderer Report zeigt eine Inzidenz von 11,1 pro 1 Mio. Dosen). Die 113 Todesfälle aber werden der Impfung nicht kausal zugeordnet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden mRNA-Vakzine sind in einer aktuellen Übersichtsarbeit dargestellt. Die Sicherheitsdaten zu Sputnik V und Sinovac sind noch rarer.
Fazit: Die derzeitige Sicherheitslage zu den COVID-19-Vakzinen ist unübersichtlich – und kann sich buchstäblich stündlich ändern. Das Motto lautet: Auf dem Laufenden bleiben! JL
Quelle:

Gee J et al.: First Month of COVID-19 Vaccine Safety Monitoring – United States, December 14, 2020 – January 13, 2021. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2021; 70(8) :283-8

Meo SA et al.: COVID-19 vaccines: comparison of biological, pharmacological characteristics ... Eur Rev Med Pharmacol Sci 2021; 25(3): 1663-91

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