Wettlauf ins Labor

Praxis-Depesche 10/2002

Die Hyperkaliämie, die keine war

Ein Patient wurde wiederholt wegen einer unklaren Hyperkaliämie ins Krankenhaus eingeliefert. Da er aber keinerlei Symptome hatte, forschten die Ärzte weiter und stellten fest, dass die Hyperkaliämie gar keine war ...

Der 35-jährige Patient wurde erstmals mit einem Kaliumspiegel von 7,3 mmol/l eingeliefert. Vier Jahre zuvor war bei ihm eine Hämochromatose diagnostiziert worden, die mit regelmäßigen Aderlässen behandelt wurde. Seit sechs Monaten bestanden außerdem ein hypogonadotroper Hypogonadismus und eine leichte Nebenniereninsuffizienz, die mit Testosteron- und Kortisonsubstitution behandelt wurden. Die Hyperkaliämie wurde als Folge der Nebenniereninsuffizienz angesehen. Unter intravenöser Kalziumglukonat-Gabe und Insulin-Glukose-Infusion normalisierte sich der Kaliumspiegel. Der Patient wurde mit erhöhten Kortisondosen und zusätzlicher Fludrokortisongabe entlassen. Eine Woche später wurde der Mann wieder mit einem Kaliumspiegel von 7,3 mmol/l eingewiesen. Mehrmalige Kalium-Bestimmungen ergaben Werte zwischen 4,3 und 7,2 mmol/l. Da der Patient während der Hyperkaliämien asymptomatisch war und keine EKG-Veränderungen zeigte, vermuteten die Ärzte eine Pseudohyperkaliämie. Und tatsächlich: Unmittelbar nach der Blutabnahme gemessen, betrug der Kaliumspiegel 3,1 mmol/l. Je länger die Blutprobe stehen blieb, um so höher stiegen die Kaliumwerte.

Quelle: Vaidya, B: A race to the lab, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 359 (2002), Seiten: 848

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