Nephropathie bei Typ-2-Diabetes

Praxis-Depesche 3/2018

Die Nierenschäden sind sehr heterogen

Nicht jeder Typ-2-Diabetiker mit chronischer Niereninsuffizienz hat eine diabetische Nephropathie. Die Prognose hängt mit dem histopathologischen Typ des Nierenleidens zusammen.

Eine chronische Nierenerkrankung ist bei Typ-2-Diabetikern dreimal häufiger als bei Nichtdiabetikern. In vielen Teilen der Welt leiden Patienten, die in eine terminale Niereninsuffizienz kommen, an Typ-2-Diabetes.
Die diabetische Nephropathie bei Typ-1- Diabetes ist gut erforscht. Die Nierenschäden bei Typ-2-Diabetes sind aber komplexer und heterogener. Offenbar spielen pathologische Prozesse, die nicht zur diabetischen Nephropathie gehören, eine wichtige Rolle. Der Anteil nichtdiabetischer Pathologien wurde in Biopsie-Studien mit einer Prävalenz zwischen 3 und 83% angegeben. Nierenbiopsien werden aber eher selten vorgenommen, am häufigsten bei Patienten, deren Nierenleiden sich akut oder atypisch präsentiert. Einige kleinere Studien haben den Eindruck erweckt, dass die Prognose bei einer nichtdiabetischen Nierenpathologie besser ist als bei typischer diabetischer Nephropathie. Die Erkenntnisse stehen aber auf schwachen Beinen.
 
Erkenntnisse auf schwachen Beinen
 
Eine australische Arbeitsgruppe wollte die Zusammenhänge besser ausleuchten und analysierte dazu die Daten von 263 Typ-2-Diabetikern, bei denen zwischen 2002 und 2008 eine Nierenbiopsie vorgenommen worden war. Indikationen für diese Untersuchung waren akutes Nierenversagen mit nachfolgender persistierender Funktionseinschränkung oder nicht akute Erkrankung mit atypischer klinischer Präsentation, die Verdacht auf eine nichtdiabetische Nierenerkrankung weckte. Zu diesen atypischen Merkmalen gehörten (1) Proteinurie in subnephrotischem oder nephrotischem Ausmaß und kurze Dauer des Typ-2-Diabetes oder fehlende Retinopathie, (2) Vorliegen einer mikroskopischen Hämaturie oder (3) progrediente chronische Niereninsuffizienz ohne diabetische Retinopathie oder andere Diabetes- Komplikationen.
Bei nicht akuter Präsentation war eine Adipositas-bezogene fokal-segmentale Glomerulosklerose die häufigste nichtdiabetische Nierenerkrankung (46%). Bei akutem Beginn waren am häufigsten interstitielle Nephritis oder Immunkomplex-Glomerulonephritis (60%). Eine diabetische Nephropathie war häufig mit akutem Beginn assoziiert. Die Prävalenz der diabetischen Nephropathie nahm mit der Diabetes-Dauer zu; trotzdem kam eine nichtdiabetische Nierenerkrankung bei 55% der Patienten mit einer Diabetes-Dauer von 14 Jahren oder mehr vor. Eine nichtdiabetische Nierenerkrankung war eng mit dem Fehlen einer Retinopathie assoziiert. Der Verlauf der Nierenerkrankung war am günstigsten bei nichtdiabetischer Nierenerkrankung. Lag eine diabetische Nephropathie vor, war die Nieren- Prognose besonders schlecht bei Patienten mit fortgeschrittenen Nierenschäden und bei solchen mit akuter Präsentation.
 
Mortalität bei diabetischer Nephropathie
 
Die Gesamtmortalität war ähnlich in allen Patientengruppen, dennoch am schlechtesten bei diabetischer Nephropathie.
Die mit Adipositas verbundene fokal-segmentale Glomerulosklerose nimmt nach verschiedenen Beobachtungen in letzter Zeit zu. Sie birgt ein erhebliches Risiko für ein Fortschreiten der Niereninsuffizienz. Patienten mit diesem Erkrankungstyp waren in dieser Studie öfter übergewichtig als solche mit andersartigen Nierenschäden. WE
Quelle:

Tan J et al.: Presentation, pathology and prognosis of ... BMJ Open Diab Res Care 2017; 5: e000412

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