Morbus Behçet wird manchmal auch als „Seidenstraßen-Krankheit“ bezeichnet, da er vor allem im Mittelmeerraum, im Nahen Osten und einigen Regionen Fernostasiens verbreitet ist. Die einzigartige geographische Verteilung lässt darauf schließen, dass ein genetischer Hintergrund und gemeinsame Umweltfaktoren an der Erkrankung beteiligt sind. In den genannten Gebieten liegt der Anteil der HLA-B*51- Positivität in der Allgemeinbevölkerung bei etwa 50 bis 80 % und ist damit wesentlich höher als in Gegenden, in denen Morbus Behçet nicht endemisch ist.
Zunehmend lassen Studien außerdem darauf schließen, dass der Anteil an HLAB* 51-positiven Patient:innen sich auch zwischen den klinischen Subtypen der Erkrankung unterscheidet. Nach den Ergebnissen einer Metaanalyse kommt das HLAB* 51-Allel häufiger bei Männern vor als bei Frauen. Außerdem ist es assoziiert mit genitalen Ulzerationen, okulären und dermalen Manifestationen, geht dagegen aber seltener mit einer gastrointestinalen Beteiligung einher.
HLA-B*51-Positive haben seltener gastrointestinale Beschwerden
Dazu passen auch Zahlen einer Studie zu Morbus Behçet aus Japan mit 3.000 Teilnehmer: innen. Dort konnte über die letzten Jahre beobachtet werden, dass die Häufigkeit von HLA-B*51 in der Allgemeinbevökerung abgenommen hat. Gleichzeitig ist der Anteil betroffener Frauen angestiegen und es wurden mehr gastrointestinale Beteiligungen, aber weniger Augenerkrankungen festgestellt.
Fünf klinische Subtypen
In einer genaueren Analyse der Daten fand die Autorengruppe fünf unterschiedliche klinische Subtypen unter den japanischen Behçet-Patient:innen: einen Subtyp mit mukokutaner Dominanz, einen mukokutanen Subtyp mit Arthritis sowie jeweils einen Subtyp mit vorwiegend okulärer, neurologischer respektive gastrointestinaler Beteiligung. Der gastrointestinale Subtyp war im Gegensatz zu allen anderen Subtypen mit einer signifikant geringeren HLA-B*51-Häufigkeit verbunden und hatte sich offenbar in den letzten Jahren in Japan unverhältnismäßig stark angehäuft.
Ob das HLA-B*51-Allel selbst bei der Pathogenese eine Rolle spielt oder ob es nur ein Marker für ein anderes Gen mit pathogener Relevanz darstellt, ist noch unklar. Einige Studien deuten darauf hin, dass HLA-B*51 epistatisch auf die endoplasmatische Aminopeptidase (ERAP1) wirken könnte. Denn das Risiko für Morbus Behçet mit Uveitis ist bei HLA-B*51-positiven Menschen signifikant höher, wenn eine besondere Variante von ERAP1 homozygot vorhanden ist. Ähnliche epistatische Zusammenhänge wurden für ankylosierende Spondylitis und Psoriasis gefunden. MR