Das enterische Nervensystem (ENS) macht den größten Teil des peripheren Nervensystems aus und ähnelt in seinen Komponenten und Funktionen dem zentralen Nervensystem. Umgangssprachlich wird es deshalb auch „Bauchhirn“ genannt. Besonders bei systemischen Erkrankungen scheint es eine wichtige Rolle zu spielen. So moduliert und reguliert das ENS die Darmbarrierefunktion und wirkt auf das Gleichgewicht der den Darm betreffenden Körperfunktionen. Ein „undichter Darm“ stellt ein Tor für das Eindringen von Bakterien und Toxinen dar, die nachgeschaltete Prozesse auslösen können. Daten deuten darauf hin, dass Veränderungen im Darmmikrobiom im Zusammenspiel mit dem individuellen genetischen Hintergrund das ENS, das zentrale Nervensystem und das Immunsystem modifizieren, die Barrierefunktion beeinträchtigen und zu verschiedenen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, entzündlichen Darmerkrankungen oder Neurodegeneration beitragen können.
Zu Krankheiten, die mit Motilitätsstörungen des Darms einhergehen, wie dem Reizdarmsyndrom, fanden die Autor:innen eine Reihe von Hinweisen in der Forschung, die auf Veränderungen in der Struktur und Funktion des Nervensystems im Darm dieser Patient:innen hindeuten und die Veränderungen in der neuronalen Plastizität und der Signalweiterleitung im Darm und vom Darm zum Gehirn erklären könnten. So sei die Berücksichtigung von ENS-bedingten Magen-Darm-Symptomen für die Früherkennung verschiedener Krankheiten, z. B. der Parkinson-Krankheit, von Bedeutung, und eine frühzeitige gezielte Intervention könnte die Symptome verbessern und die Krankheit möglicherweise sogar verhindern.
Ebenso mehren sich nach den Erkenntnissen der Autor:innen Hinweise auf die Bedeutung des ENS bei Krebs oder metabolischen Erkrankungen wie dem Diabetes mellitus. GFI