Diagnostik und Therapie im Gastrointestinalbereich

Praxis-Depesche 1-2/2022

Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten!

In der Gastroenterologie hat sich die Digitalisierung mittlerweile in der personalisierten Medizin an der Schnittstelle von genomischen Datenbanken und moderner molekularer Diagnostik etabliert. Weitere Anwendungsgebiete sind neue endoskopische Diagnostik- und Therapieverfahren. Sie verbessern die Patientenkommunikation und unterstützen die digitale Wissensvermittlung und Weiterbildung.
Ausblick
Trotz großer technologischer Fortschritte und wachsender elektronischer Verfügbarkeit medizinischer Daten bleiben Implementierung und Transfer selbst gut erdachter Digitalisierungsansätze in den Versorgungsalltag hürdenreich und langwierig. Die Qualität technologischer Innovationen ließe sich durch eine engere Zusammenarbeit von Patienten, praktisch tätigen Ärzten und technischen Experten verbessern. Allerdings fehlen hierfür weitgehend die entsprechenden Strukturen.
In der Gastroenterologie hat die Digitalisierung vor allem im Bereich der personalisierten Präzisionsonkologie gastrointestinaler Tumoren Einzug gehalten. Ebenso ermöglicht sie die Stratifizierung von Patenten mit entzündlichen Systemerkrankungen und eine stärker fokussierte Auswahl bei der wachsenden Zahl von Therapieoptionen. Auch im Labor ist eHealth nicht mehr wegzudenken. Mittelfristig wird sich die Digitalisierung vermutlich auch im Bereich der assistierten Diagnosestellung etablieren.
In der endoskopischen und sonographischen Funktionsdiagnostik ermöglicht die Digitalisierung eine deutlich bessere Qualität in Diagnose und Therapie. Neue Technologien im Bereich der Echtzeit- Bilddatenanalyse und der Robotik erhöhen die Präzision und Indikationsbreite minimalinvasiver Verfahren sowie deren Sicherheit. Robotische Assistenzsysteme im Bereich der Sonographie befinden sich bereits auf experimentellem Niveau. Für ihre praktische Anwendung müssen jedoch noch einige kritische Probleme gelöst werden.
In der endoskopischen Bildgebung ist durch die Weiterentwicklung optischer Chips in den letzten Jahren ein regelrechter Quantensprung zu verzeichnen. Quantitative Dokumentationsmethoden, also strukturierte und parametrisierte Befunde, werden die aktuell üblichen Textbefunde ersetzen. Außerdem müssen die Fortschritte in der Bildgebung zur besseren Steuerung der Intervention integriert werden, beispielsweise die Automatisierung der Resektion über mechatronische Plattformen.
Im digitalen Zeitalter sollte die Kommunikation mit Patienten auf Augenhöhe stattfinden, beispielsweise in Form der begleitenden Beratung der Patienten im Umgang mit digitalen Gesundheitsangeboten wie Apps. Voraussetzung hierfür sind qualifizierte Fortbildungsangebote für Ärzte und der systematische Aufbau von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Anwendungen auf beiden Seiten. Bereits heute beschäftigt sich die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit der digitalen Wissensvermittlung im professionellen Kontext oder über soziale Netze wie auch mit der ärztlichen Weiterbildung im Zeitalter der Digitalisierung. GS

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