Stummer Schlaganfall

Praxis-Depesche 9/2016

Doppelt so hohes Risiko für weiteren Insult

Stellt ein stummer Schlaganfall (SBI), nachgewiesen mithilfe einer Magnetresonanztomographie, einen Risikofaktor für das Auftreten eines weiteren, dann klinisch relevanten Insults dar? Im Rahmen einer aktuellen Metaanalyse versuchten Forscher, diese Frage zu beantworten.

Eingeschlossen waren 13 Kohortenstudien, in denen insgesamt 14 764 Erwachsene mit einem durch ein MRT entdeckten SBI bis zu einem klinisch definierten Schlaganfall nachverfolgt wurden (durchschnittliches Follow-up 108 360 Personenjahre). Zwischen den Studien bestand eine signifikante Heterogenität, aber kein signifikanter Publikationsbias.
Bei insgesamt 3007 Patienten verlief das MRT für einen SBI positiv. Ein SBI führt mit einem unadjustierten relativen Risiko von 2,94 (95% KI: 2,24-3,86; p<0,001) zu einem späteren Schlaganfall. Acht Studien mit insgesamt 10 427 Patienten, davon 1962 mit positivem MRT-Test, und 85 001 Patientenjahren Follow-up gaben eine adjustierte Hazard Ratio (HR) für die Assoziation zwischen SBI und einem späteren klinisch manifesten Schlaganfall an. Die gepoolte HR betrug 2,08 (95% KI: 1,69-2,56; p<0,001).
In einer weiteren Subgruppenanalyse von 9483 Patienten aus großen bevölkerungsbasierten Studien ohne Insult wiesen 18% einen SBI auf. Dieser erwies sich auch in dieser Patientengruppe als starker Prädiktor für einen weiteren klinisch manifesten Schlaganfall (HR 2,06; 95% KI: 1,64-2,95, p<0,01). In diesen Subgruppen war das Risiko für einen Schlaganfall nach Diagnose eines SBI also doppelt so groß wie ohne SBI.
Folglich weist insgesamt einer von fünf älteren Patienten ohne Schlaganfall einen SBI auf. Dieser erhöht das Risiko für einen späteren klinisch manifesten Schlaganfall um das Doppelte. Aus Sicht der Autoren sind weitere Studien erforderlich, um die Risikofaktoren für einen klinisch relevanten Schlaganfall gründlich zu evaluieren und entsprechende intensive Präventionsmaßnahmen bei Patienten mit einem klinisch zwar unauffälligen, radiologisch aber nachweisbaren Schlaganfall einzuleiten. GS
Quelle:

Gupta A et al.: Silent brain infarction and risk of future stroke. Stroke 2016; 47: 719-25, doi: 10.1161/STROKEAHA.115.011889

ICD-Codes: I64

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