In die Pädiatrie der Harvard Medical School, Boston, wurde ein zwölfjähriger Junge eingeliefert, der an Fieber schüben, Bauchschmerzen und zunehmender Blässe litt. Das Labor ergab Entzündungszeichen (Leukozytose, Erhöhung von BKS und CRP), ein niedriges Serum-Eisen bei etwas erhöhtem Ferritin und Zeichen einer Anämie (Hb 7,0 g/dl). Auf letztere konzentrierte man sich zunächst.
Eine Eisenmangelanämie war eher unwahrscheinlich; vermutlich lag eine „anemia of chronic disease“ vor. Da verschiedene andere Befunde dazu passten, nahm man nun eine entzündliche Darmerkrankung als Grundleiden an. Das Fieber versuchte man mit einer Infektion zu erklären, fand aber keine Hinweise auf irgendwelche Erreger.
„Fieber unbekannter Ursache“ kommt bei ca. 6% aller Fälle von Krebs vor. Eine Leukämie schied nach den Blutbefunden aus.
Die gezielte bildgebende Diagnostik begann man mit einem Abdomen-Sonogramm. Es zeigte multiple vergrößerte Lymphknoten retroperitoneal und im Mesenterium und verdickte Dünndarmschlingen, in der Leber eine Läsion mit abgeschwächtem Echo. Ein nachfolgendes CT bestätigte die Befunde und zeigte weitere Lymphknoten im Mediastinalbereich.
Es blieben noch etliche Differenzialdiagnosen. Ein PET-CT ergab umfangreiche Tracer- Anreicherungen in Thorax, Abdomen und Becken. Die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom lag nahe. Eine CT-geführte retroperitoneale Lymphknoten-Biopsie zeigte aber die histologischen Merkmale eines klassischen Hodgkin-Lymphoms.
Der Patient wurde mit einer Chemoherapie behandelt, die einen monoklonalen Antikörper (Brentuximab) mit spezieller Hodgkin-Aktivität einschloss. 15 Monate nach Stellen der Diagnose war er in kompletter Remission. WE