COPD

Praxis-Depesche 11-12/2018

Ein höchst inhomogenes Leiden

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung wird meist anhand der spirometrisch festgestellten Einschränkung des Atemflusses nach Gabe eines Bronchodilatators diagnostiziert. Dies spiegelt aber die Heterogenität des Leidens nicht angemessen wider.

Die Überblähung der Lungen beeinflusst auch die Funktion der Atemmuskulatur. Bei manchen Patienten kommt eine verminderte Diffusionskapazität dazu, aufgrund einer Ausdünnung des Kapillarbettes der Lungen. Der Kohlenmonoxid-Transferfaktor (single-breath transfer factor of the lung for CO, TLCO) ist der beste Einzelparameter, um den Schweregrad eines Emphysems zu bestimmen. Er korreliert mit der körperlichen Leistungsfähigkeit, O2-Desaturierung bei Belastung, Hypoxämie und Mortalität.
Wie Pneumologen aus den Niederlanden erläutern, sollten die individuellen COPD-Charakteristika in die Therapie des Patienten einfließen. Anhand von Spirometrie, TLCO, Ganzkörper-Plethysmographie, ex- und inspiratorischen Munddrücken und arteriellen Blutgasen versuchten die Forscher, verschiedene Subtypen der COPD zu beschreiben. Sie stellten die Hypothese auf, dass sich die verschiedenen Cluster hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Gesundheitsstatus und klinischen Merkmalen wie Dyspnoe oder Häufigkeit von Exazerbationen unterscheiden lassen.
 
Sieben Subtypen der COPD 
 
Die Analyse stützte sich auf Daten der Studie Chance, in der 518 klinisch stabile Patienten mit leichtgradiger bis mittelschwerer COPD, die zur Rehabilitation eingewiesen worden waren, eingehend untersucht worden waren. Man identifizierte sieben Lungenfunktions-Cluster. Cluster 1 zeichnete sich durch bessere Lungenfunktionswerte im Vergleich zu den übrigen aus. Die Atemfluss-Einschränkung war in Cluster 1 und 4 geringer als in den Clustern 5 bis 7. Am besten bei körperlicher Leistungsfähigkeit und Gesundheitsstatus schnitten die Cluster 1 und 4 ab. In allen Clustern registrierte man Unterschiede bei Dyspnoe-Score, Verhältnis der Geschlechter, Häufigkeit von Exazerbationen und Krankenhausaufnahmen, Anteil derjenigen mit Langzeit-O2-Zufuhr und Zahl der Begleitkrankheiten.
Die Studienautoren folgern aus ihren Ergebnissen, dass das FEV1 kein pars pro toto für die respiratorische Einschränkung bei COPD darstellt. Weder dieser noch andere einzelne Lungenfunktionsparameter erlauben eine Vorhersage der funktionellen Leistungsfähigkeit oder des allgemeinen Gesundheitsstatus des Patienten. Die verschiedenen Cluster waren keine guten Prädiktoren für Leistungsfähigheit und Gesundheitsstatus, auf Einzelparameter sollte man sich aber auch nicht verlassen, so das Fazit der Autoren. WE
Quelle:

Augustin IM et al.: The respiratory physiome ... PLoS ONE 13(9): e0201593

ICD-Codes: J44.9

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