Massive Hämoptyse

Praxis-Depesche 4/2018

Ein irritierendes Symptom

Wenn bei einem Patienten Thrombozytopenie und Hämoptyse im Vordergrund der Befunde und Symptome stehen, denkt der Arzt meist nicht zuerst an Lungenkrebs.

Ein 63-Jähriger stellte sich wegen Husten und Dyspnoe in einer Klinik vor. Er rauchte viel, nahm aber keine Medikamente und gab an, keine kardiovaskuläre, allergische, rheumatologische oder Atemwegs-Erkrankung zu haben. Das Blutbild war bis auf eine Thrombozytopenie (Plättchenzahl 91 000/μl) unauffällig. Im Thoraxröntgen sah man eine Verschattung im rechten Unterlappen der Lungen. Zehn Tage später kam der Patient wieder mit blutig tingiertem Sputum und stärkerer Dyspnoe. Das Hb betrug nur 10,6 g/dl, die Plättchen waren weiter gefallen (11 000/μl),LDH und CRP waren erhöht. Die Gerinnungsparameter waren o. B. und ein Test auf Anti-Thrombozyten-Antikörper negativ. Man infundierte täglich Thrombozyten- und Erythrozyten-Konzentrate und gab Dexamethason 40 mg i.v. für vier Tage. Die Plättchenzahl besserte sich aber nicht.
Am fünften Tag nach Klinikaufnahme ergab die Sputum-Zytologie ein kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC). Am siebten Tag setzte abrupt eine masssive Hämoptyse ein; die Dyspnoe wurde noch schlimmer. Das Thorax-CT zeigte Opazität und Konsolidierung beider Lungenfelder. Man verabreichte Tranexamsäure und Antibiotika. Verschiedene Tests auf infektiöse Keime blieben negativ. Man führte Sauerstoff über Maske zu; am zehnten Tag intubierte und beatmete man. Der Patient starb am zwölften Tag an Atemversagen. Das SCLC ist hochaggressiv, spricht aber oft auf Chemotherapie an. Der Patient wäre fit genug für eine solche gewesen; mit ihr hätte der letale Verlauf vielleicht vermieden werden können. WE
Quelle:

Lim JH et al.: Small-cell lung cancer presenting ... Open Med 2018; 13: 64-6

ICD-Codes: R04.2

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