Praxis-Depesche 24/2002

Eine bittere Lektion

"Ich hatte damals eine 70-jährige Patientin mit fortgeschrittenem Magenkrebs zu operieren. Sie nahm an einer Studie teil, in der die Standardmethode der totalen Gastrektomie (Roux-en-Y) mit einem schwierigeren und riskanteren Verfahren, der Interposition einer Darmschlinge, verglichen wurde. Sie war per Randomisierung der Interposition zugeteilt worden. Früh postoperativ kam es zu einer Dehiszenz der ösophagojejunalen Anastomose, die bei drei Eingriffen nicht wiederhergestellt werden konnte. Ösophagus und Duodenum mussten blind verschlossen und eine Ösophago- und eine Jejunostomie (für die Ernährung) angelegt werden. Die Frau überlebte die mehrfachen Operationen, starb aber Monate später an einem Krebsrezidiv. Bei der Erst-OP und den Nachoperationen war kein erkennbarer Fehler gemacht worden, aber ich hätte die Frau nicht in die Studie aufnehmen sollen. Der denkbare Nutzen durch die Interpositionsmethode wog das Risiko nicht auf." Dr. Federico Bozzetti, Onkologische Chirurgie, Nationales Krebszentrum, Mailand

"Ich hatte damals eine 70-jährige Patientin mit fortgeschrittenem Magenkrebs zu operieren. Sie nahm an einer Studie teil, in der die Standardmethode der totalen Gastrektomie (Roux-en-Y) mit einem schwierigeren und riskanteren Verfahren, der Interposition einer Darmschlinge, verglichen wurde. Sie war per Randomisierung der Interposition zugeteilt worden. Früh postoperativ kam es zu einer Dehiszenz der ösophagojejunalen Anastomose, die bei drei Eingriffen nicht wiederhergestellt werden konnte. Ösophagus und Duodenum mussten blind verschlossen und eine Ösophago- und eine Jejunostomie (für die Ernährung) angelegt werden. Die Frau überlebte die mehrfachen Operationen, starb aber Monate später an einem Krebsrezidiv. Bei der Erst-OP und den Nachoperationen war kein erkennbarer Fehler gemacht worden, aber ich hätte die Frau nicht in die Studie aufnehmen sollen. Der denkbare Nutzen durch die Interpositionsmethode wog das Risiko nicht auf." Dr. Federico Bozzetti, Onkologische Chirurgie, Nationales Krebszentrum, Mailand

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