Depressionsdiagnostik bei Palliativ-Patienten

Praxis-Depesche 22/2003

Eine einzige Frage reicht häufig nicht

Depressionen sind bei palliativmedizinisch betreuten Patienten häufig, aber schwer von der verständlichen Trauer der Patienten abzugrenzen. In einer nordamerikanischen Studie ließ sich die Diagnose einer Depression sehr zuverlässig mit nur einer Frage an die Betroffenen stellen. In Großbritannien bestätigte sich dies nicht.

Einbezogen waren 74 Patienten einer Palliativ-Tagesklinik mit einem durchschnittlichen Alter von 68 Jahren. Ihnen wurde die Frage gestellt "Fühlen Sie sich depressiv?" und die Antworten mit den Diagnosen verglichen, die aufgrund eines semistrukturierten DSM-IV-basierten Interviews gestellt wurden. 27% der Patienten waren depressiv. Auf die Einzelfrage nach der Depression hatten insgesamt 25 Personen mit "ja" geantwortet, laut Interview hatten aber nur elf von ihnen Depressionen. Demgegenüber waren jedoch neun Patienten, die mit "nein" geantwortet hatten, laut DSM-Interview depressiv. Damit hatte die Ja-Antwort lediglich eine Sensitivität von 55% und eine Spezifität von 74% bei der Depressionsdiagnostik. Warum die Werte dieser kleinen Studie deutlich unter den Ergebnissen einer nordamerikanischen Untersuchung liegen, bleibt ungeklärt. Möglicherweise wurden die US-Patienten schon durch andere, vorher gestellte Fragen auf die richtige Antwort gelenkt.

Quelle: Lloyd-Williams, M: Is asking patients in palliative care, "Are you depressed?" appropriate? Prospective study, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 327 (2003), Seiten: 372-373

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