Statt der typischen benignen dünnwandigen Zyste zeigte das CT eine solide renale Zyste mit verdickten Wänden und Kontrastverstärkung innerhalb der linken Seite der Hufeisenniere des Patienten. Der Patient wurde in die Universitätsklinik Oklahoma überwiesen und die Zyste dort mithilfe der Bosniak-Klassifikation genauer charakterisiert.
Die Zyste maß 5,8x5,9 cm und wies periphereKontrastverstärkungen und Kalzifizierungen auf. Damit fällt sie in das Bosniak-StadiumIV (Wahrscheinlichkeit für Krebs über 80%). Kennzeichnend für dieses Stadium sind neben verdickten Zystenwänden klar definierte Weichgewebskomponenten. Erhöhtes Risiko für ein Nierenzellkarzinom besteht dabei ab einer Kontrastverstärkung >20 Hounsfield-Einheiten. Mit bis zu 67,6 Hounsfield bestand im Falle des hier beschriebenen Patienten kein Zweifel – umso weniger, da ein Befund von Hufeisennieren mit einem deutlich erhöhten Krebsrisiko einhergeht.
Eine partielle Nephrektomie bestätigte den Verdacht; man identifizierte ein neuroendokrines Karzinom mit extensiver Nekrose, peri- neuraler Invasion, Ausbreitung in das umliegende Gewebe und aggressiver Histologie. Zweieinhalb Jahre später fand man Knochenmetastasen im Beckenraum, woraufhin eine Therapie mit Denosumab eingeleitet wurde. Den neuroendokrinen Tumor versuchte man mit synthetischem Somatostatin zu bekämpfen. Ein weiteres Jahr später hatten sich dennoch Metastasen in der Leber gebildet. Man setzte den Patienten zusätzlich auf Sunitinib.
Rechtzeitig entfernt, sind die Heilungschancen bei neuroendokrinen Nierentumoren recht gut. Häufig liegen aber zum Diagnosezeitpunkt bereits Metastasen vor, die mit Somatostatin- Analoga oder mit Sunitinib oder Everolimus behandelt werden können. OH