Differenzialdiagnose Herzinfarkt

Praxis-Depesche 22/2000

Eine Hypothyreose verläuft nicht immer typisch

Bei einem 55-jährigen Patienten vermutete man zunächst einen Herzinfarkt. Der Mann litt in Wirklichkeit an einer schweren Hypothyreose.

Der Patient fühlte sich seit längerem schlapp. Er berichtete, seit einigen Wochen ein Druckgefühl und Schmerzen in der Brust zu haben, bei Anstrengung werde er rasch kurzatmig. Im letzten halben Jahr habe er 3,5 kg zugenommen. Laborchemisch waren CK und LDH stark erhöht. Im EKG zeigten sich Veränderungen von ST-Strecke und T-Welle, so dass der Verdacht auf einen akuten Herzinfarkt bzw. eine instabile Angina pectoris oder eine Myokarditis geäußert wurde. Zwei Tage später hatten sich die Brustschmerzen gebessert. Der Troponin-T-Test war negativ, die Echokardiographie unauffällig. Die weitere Diagnostik ergab stark erhöhte TSH-Spiegel, das freie Thyroxin war nicht nachweisbar. Daraufhin wurde ein Substitution mit Schilddrüsenhormonen eingeleitet, worauf sich der Zustand des Patienten rasch besserte. Wie sich herausstellte, bestand eine familiäre Hypothyreose-Neigung.

Quelle: Strachan, SR: Chest pain, enzymes and hypothyroidism, Zeitschrift: POSTGRADUATE MEDICINE, Ausgabe 76 (2000), Seiten: 168-169

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